Popsängerin begeistert 12.000 Fans Katy Perry in Köln — total irre, total aufregend
Köln · Katy Perry hat mit ihrer "Prismatic World Tour" am Donnerstagabend Station in Köln gemacht. 12.000 Fans ließen sich von der Pop-Sängerin bei ihrem Auftritt in der Lanxess-Arena mitreißen. Es war ein energiegeladenes Konzert, nach dem wohl kaum jemand schlafen gehen wollte.
In den ersten 15 Minuten, in denen man allein vom Zuschauen 15 Kilo abnimmt, kommt einem ganz kurz der Gedanke, wie irre das alles eigentlich ist. Katy Perry steht auf einer Hebebühne und fährt Richtung Hallendecke. Sie trägt einen Minirock, und in dessen Volants wurden Leuchtröhren genäht, darin zuckt Neonlicht. Es ist unfassbar laut, die Fünf-Mann-Band lässt böse Beats auf die 12.000 Fans los, und auf der Bühne tanzen Männer, die wie römische Legionäre aussehen — sie haben leuchtende Speere in der Hand.
Die Augen tränen, weil über die mächtige Videowand Animationen flackern, ultrahochbeschleunigt. Pyramiden sieht man da, der Rest ist Pixelchaos. Das Publikum kreischt, und als Katy Perry "Jump!" schreit, "Jump! Jump!", halten sich alle daran und hüpfen. Es ist irre, aber man denkt nicht mehr allzu lange nach. Der Bass setzt nun ein, der trägt einen weg, und man lässt sich fallen, macht einfach mit.
Perryr kandiert Lieder, bis alles nur noch süß schmeckt
Katy Perry tritt in der Lanxess Arena auf, und wer diese Show erlebt hat, mag danach nicht schlafen gehen. Man ist so voller Energie, dass man jedem US-Präsidentschaftskandidaten empfehlen möchte, im Vorwahlkampf Katy Perry zu besuchen: Man wird dann kaum zu schlagen sein.
Die 30-Jährige ist von den Ladys in den Top 5 die lustigste und netteste, die beste Freundin. Bei Taylor Swift muss man immer Angst haben, dass sie sich mit anderen gegen einen verschwört, neben Beyoncé sieht jeder unvorteilhaft aus, Rihanna mag man ungern mit Freunden allein lassen, und bei Lady Gaga weiß man nie, wer genau in diesen komischen Kleidern steckt.
Im Vergleich zu den anderen indes hat Katy Perry keinen erkennbaren Stil, sie macht alles — so lange es lustig ist und einen Refrain hat. Ihre Singstimme wird auf die Erfordernisse jeden Songs hin neu justiert. Was sie jedoch besser macht als alle: Lieder kandieren, bis alles nur noch süß schmeckt und so klebrig ist, dass man es nicht mehr aus den Gehirngängen putzen kann. Sie ist die Konditorin des Powerpops. Perry beginnt mit "Roar", veredelt ihren ersten Hit "I Kissed A Girl" mit harten Gitarren, schneidet "E.T" und "Last Friday Night" zu einem Stück zusammen und gibt "Hot n Cold" in einer fingerschnippenden Version als Musical-Katze. Es gibt keinen Moment der Langeweile in diesen zwei Stunden, und nur gelegentlich lässt Perry das Publikum verschnaufen.
Bei ihr ist das ganze Jahr über Kindergeburtstag
Einmal nimmt sie ein Banner entgegen; ein Fan schrieb "Katy, you can do it" darauf, und sie fragt den Fan, wie alt er denn sei. "Zwölf", antwortet er, und darauf sie: "Ein Zwölfjähriger sagt einer 30-Jährigen, dass sie es schaffen kann. Stark!" Ein andermal holt sie einen 15-Jährigen auf 15 Zentimeter hohen Plateausohlen auf die Bühne. Er sei aus "Mähnheim", sagt er, und: "I want to kiss you on your cheek." Sie sagt "Sure" und hält die Wange hin. Perry ist eine großartige Entertainerin, bei ihr ist das ganze Jahr über Kindergeburtstag, und wenn sie ein Lied singt, weiß sie, dass man sich am Ende ohnehin nur an den Refrain erinnern wird.
Überraschend ist der Akustikteil vor dem letzten Drittel des Abends. Perry kommt als Waldschrat aus dem Zauberforst auf die Bühne. Sie trägt Glitzercape und Silberhaube, sie singt die Ballade "By The Grace Of God", sie lässt es simon&garfunkeln, und das ist sehr schön und sehr gut. Der Rest ist dann wieder Volltanken und Abfuhr. Kanye West erscheint auf der mächtigen Leinwand und spuckt einige Verse in die Halle, man sieht Snoop Dogg, und dann regnet es Emojis. Pink Cadillacs aus Plastik tanzen auf der Bühne, Handtaschen, Lippenstifte und Schmetterlinge. Das Stroboskop läuft heiß, und dazu singt Perry "California Gurls".
Total irre. Total aufregend. Und wer danach Schlaf findet, ist zu beneiden.