Keith Richards wird 70 Er führt das Leben, vor dem unsere Eltern warnen

Düsseldorf · Dieser Kerl wirkt wie die personifizierte Verführung, womöglich konnte er deshalb dem Teufel so oft von der Schippe springen: Er ist einfach zu giftig für die Hölle. Keith Richards ist der Beweis, dass es gar nicht so schlimm sein kann, jenes Leben zu führen, vor dem einen die Eltern warnten.

Rolling Stones: Das ist Keith Richards
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Das ist Keith Richards

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Keith Richards wird am Mittwoch 70, und im Gegensatz zu seinem Kumpel, Kontrahenten und partner in crime, Mick Jagger, der kaum zu fassen ist und wie ein Kolibri aus dem sagenhaften Land unendlicher Jugendlichkeit anmutet, ist er der Fels in der Brandung, der Onkel, der bei Familienfesten angeschickert in der Ecke sitzt, die Leute um sich schart und von früher erzählt. Nicht umsonst sind bei Rolling-Stones-Konzerten die Karten rechts an der Bühne am schnellsten ausverkauft. Dort nämlich ist der Platz des Gitarristen, dort geht er in die Knie, während Mick schwirrt und hüpft und die Hüften kreisen lässt.

Man muss sich diesen Song anhören, "Satisfaction", die irren ersten Takte, die Keith Richards in der Nacht zum 7. Mai 1965 im Schlaf einfielen, und die nur überlebt haben, weil er sie direkt mit dem Kassettenrekorder aufnahm, bevor er sich wieder hinlegte. Die Gitarre sägt durch alles, was zuvor als common sense galt, sie zerschneidet den guten Geschmack und erzählt eine Geschichte. Sie handelt von der Jugend, und von dem, was Jugendliche wollen, aber nicht dürfen, und Keith Richards hat ihnen gesagt, dass sie es sich ruhig nehmen sollen. Sein grinsendes Faltengesicht ist der Beweis, dass man den Kampf gegen die Zeit gewinnen kann.

Das Bescheuertste, das man über Richards sagen kann, ist übrigens, er sei gar kein so guter Gitarrist. Sein Kollege Nils Lofgren erzählte mal, er habe versucht, "Beast Of Burden" nachzupielen, aber es gelang nicht: "Es waren genau die richtigen Akkorde, aber es klang nicht nach Keith." Kann auch gar nicht, denn Keiths Akkorde singen, sie leuchten zwischen den Griffen. "Stimmt es, dass Sie nach wie vor nur drei Akkorde spielen können?", fragte ihn neulich jemand. Darauf er: "Ja. Aber die richtigen drei."

Richards möge noch lange weitermachen und Keith Richards sein. Ohne ihn gäbe es keine Hoffnung mehr, dass jemand das Leben führt, das man selbst nicht führt, weil man es sich nicht zu führen traut.

(RP)
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