Gefeiert im Museum of Modern Art Kraftwerk - Teutonen in New York

New York · In Amerika sind sie ganz aus dem Häuschen: Die Düsseldorfer Gruppe Kraftwerk gibt an acht Abenden acht Konzerte im wichtigsten Museum der Welt, dem Museum Of Modern Art in New York nämlich, kurz MoMA.

 Die deutschen Elektropop-Pioniere vonKraftwerk werden derzeit im New Yorker Museum of Modern Art gefeiert.

Die deutschen Elektropop-Pioniere vonKraftwerk werden derzeit im New Yorker Museum of Modern Art gefeiert.

Foto: dpa, Peter Boettcher

"Kraftwerk Retrospective 1 2 3 4 5 6 7 8" ist die Reihe samt Ausstellung arg pompös betitelt. Als Deutscher denkt man da, ach ja, die Kraftwerker. Vergangenes Jahr erlebte man sie im Lenbachhaus in München: Techno-Pop im Museum, ein alter Hut.

Nun ist es aber so, dass die Amerikaner diese Band noch ein bisschen ernster nehmen als wir. Seit 1974 "Autobahn" in einer eigens für den amerikanischen Markt erstellten Version zum Hit wurde, staunen sie über das Kollektiv Mensch-Maschine: so teutonisch, so präzise und stets der Zeit voraus. Und Amerika weiß noch besser als Deutschland, dass man zu Kraftwerk tatsächlich tanzen kann.

1982 legte der DJ Afrika Bambaataa "Trans Europa Express" unter seinen Funk-Knüller "Planet Rock", und dazu bewegen sich die Menschen in den Clubs bis heute. Die Erfinder des Techno in der Autostadt Detroit verneigen sich ohnehin bei jeder Gelegenheit gen Rheinland, "Kräftwörk" gelten als Portalsfiguren ihrer Musik.

So sind denn auch alle Konzerte in NYC ausverkauft. Kurator Klaus Biesenbach dachte sich die Aktion aus, und selbst ihm gewährten die legendär verschrobenen Klang-Ingenieure offenbar keine Audienz. Biesenbach sei, so heißt es, nach Düsseldorf gereist, um das Quartett zum Essen einzuladen. Aber die Geehrten schlugen aus: keine Zeit.

Das erste Konzert ist gespielt, 450 Gäste schauten im Atrium des Museums zu. Der Clou der Reihe: Kraftwerk soll an jedem Abend ein anderes seiner acht wichtigen Alben aufführen. Zum Auftakt gab es "Autobahn", und natürlich hielt sich die Gruppe nicht an die Vorgabe. Von fünf Stücken auf der Platte haben vier mit dem heutigen Kraftwerk ja nichts mehr zu tun, die klingen noch wie der Krautrock auf den frühen Alben, die die Band nicht mehr so mag.

Da kommen echte Instrumente vor, eine Flöte etwa; vorsynthetische Zeit. Diese Titel wurden einfach ausgelassen, nur "Morgenspaziergang" gab es neben dem Titelstück — und zwar, so die "New York Times", eher im Sinne einer vagen Wiederbegegnung denn als Reproduktion. Der Rest war Best of.

Beruhigende Kunde aus den USA: Kraftwerk bleibt sich treu.

(RP/pst/rm)
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