Literaturnobelpreis 2016 Bob Dylan geht nicht ans Telefon und schweigt zum Nobelpreis

Las Vegas · Man stelle sich vor, das Nobelpreis-Kommitee ruft an und keiner geht ans Telefon. So ergeht es aktuell der Schwedischen Akademie, die Bob Dylan gerne persönlich gratuliert hätte.

 Bob Dylan äußert sich nicht zu seiner Auszeichnung.

Bob Dylan äußert sich nicht zu seiner Auszeichnung.

Foto: dpa

Denn seine Kür zum Literaturnobelpreisträger lässt Dylan offenbar ziemlich kalt: Bei einem Konzert in Las Vegas verlor der 75-Jährige am Donnerstagabend kein einziges Wort zu der prestigereichsten Auszeichnung im weltweiten Literaturbetrieb, die ihm als erstem Musiker überhaupt von der Schwedischen Akademie verliehen worden war.

Rund 3000 Besucher aus aller Welt kamen zu dem seit langem angesetzten Konzert in der Party-Hochburg Las Vegas. Zu Beginn äußerte sich Dylan nicht etwa zu seinem neuen Preis, sondern quetschte lediglich ein "Hello, Las Vegas" hervor. Dann spielte der 75-Jährige ungerührt ein Stück nach dem anderen - wie immer hauptsächlich neue Titel. Die Fans mussten bis zur Zugabe warten, bevor der Klassiker "Blowin' In The Wind" erklang.

Und nach 70 Minuten war Schluss, was der Begeisterung der Fans aber keinen Abbruch tat. Immer wieder erklangen Rufe wie "Wir lieben Dich, Bob" oder "Du bist eine Legende". Auch der Besucher Ray Staniewicz zeigte sich zufrieden. "Ich habe die Show genossen, auch wenn sie etwas kurz war", sagte der 65-jährige. "Ich glaube, er hat den Nobelpreis wirklich verdient."

Dylan nicht telefonisch erreichbar

Dylan gratulieren wollte gern auch die Schwedische Akademie, die den Literaturnobelpreis jährlich vergibt und diesmal erstmals einen Musiker ausgewählt hatte. Doch alle Versuche, Dylan zu erreichen, schlugen fehl. Bis Freitagmittag - 24 Stunden nach der Verkündung - ging der Musiker nicht ans Telefon.

"Die Akademie hat mit dem Agenten von Dylan gesprochen und auch mit dem Verantwortlichen seiner Tournee", sagte Akademie-Vertreter Odd Zschiedrich. Aber es habe bisher keine Möglichkeit gegeben, mit dem Preisträger direkt zu sprechen.

Die US-Sängerin und Bürgerrechtlerin Joan Baez rühmte die Vergabe des Literaturnobelpreises an ihren früheren Lebensgefährten derweil als weiteren Schritt des Rockmusikers zur "Unsterblichkeit". "Der rebellische, zurückgezogene, unberechenbare Künstler/Komponist" sei genau der richtige Empfänger der höchsten Literaturauszeichnung, erklärte Baez im sozialen Netzwerk Facebook.

Dylan und Baez waren jahrelang gemeinsam aufgetreten und auch miteinander liiert, bis ihre Beziehung während einer England-Tour 1965 in die Brüche ging. Danach hatten sie nur noch vereinzelt gemeinsame Auftritte. Nun schrieb Baez, in ihrer 60-jährigen Karriere habe sie keine Lieder interpretiert, die "bewegender und tiefer" gewesen seien als Dylans Songs. "Kein Song machte mehr Vergnügen zu singen, und es wird auch keiner mehr kommen."

(felt/AFP)
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