David Hasselhoff in Oberhausen Mit Distanz und Ironie im Erfolg der 90er baden

Oberhausen · Kult-Star David Hasselhoff hat in Oberhausen ein Konzert gegeben. Mit seiner "Looking For Freedom"-Tournee füllt der gealterte Star noch immer Hallen. Im Publikum: einige Ballermänner und viele echte Fans.

 David Hasselhoff bei seinem Konzert Mitte April in Berlin.

David Hasselhoff bei seinem Konzert Mitte April in Berlin.

Foto: rtr, MS/joh /LP

In Oberhausen erzählt David Hasselhoff noch einmal die Geschichte von dem Mädchen, dass eines Tages vor seiner Haustür stand. Es war das Jahr 1985, und Hasselhoff hatte gerade sein Debütalbum "Night Rocker" veröffentlicht. Es verkaufte sich derzeit in den USA mäßig, lediglich fünfmal, wie er sagt.

Das Mädchen, das bei ihm klingelte, war jedenfalls "from Austria" und erzählte ihm, in Österreich sei er längst ein großer Star. "Austria?", fragte Hasselhoff, er wusste nicht einmal wo das liegt. Zwei Wochen später flog er hin. Die Platte stand dort auf Platz eins der Charts.

Das war zu Beginn seiner großen Zeit, die vor allem in Deutschland, der Schweiz und eben in Österreich eine Weltkarriere war. Nun ist Hasselhoff zurück und auf "Looking For Freedom"-Tournee. Vor fast 30 Jahren erschien das gleichnamige Album mit dem gleichnamigen Hit darauf.

In Oberhausen spielte er all seine Singles aus den späten 80ern und frühen 90ern sowie einige andere Lieder. Zu Beginn etwa das muntere "Hey, We Wanna Rock The World" von 2011, das kein so großer Wurf mehr war.

Auch sieben Jahre später wollen sie in Oberhausen lieber "Flying On The Wings Of Tenderness" und "Freedom For The World" von 1989 und 1990 hören. Hasselhoff weiß das und spielte sie denn später auch noch. Beirren aber ließ er sich trotzdem nicht.

Es stand ja zu befürchten, dass das ein festzelthammermäßiger Abend würde, mit reichlich Junggesellen und Katastrophentouristen im Publikum. Und genau diese wollten den einst gestürzten Star sehen und "Looking For Freedom" in Dauerschleife hören.

Sein Umgang mit den 90ern

Neben den Ballermännern kamen aber noch mehr echte Fans. Menschen ab Mitte 30, denen Hasselhoffs Songs und seine Auftritte in den Fernsehserien "Baywatch" und "Knight Rider" bis heute etwas bedeuten.

Mittlerweile hat Hasselhoff einen Weg gefunden, mit seinem in die Jahre gekommenen Material umzugehen. Lieder mit denen er noch etwas anzufangen weiß, meist Balladen, trägt er mit größter Ernsthaftigkeit vor. Andere Songs hält er mit ironischen Gesten auf Distanz. Zu "Night Rocker" greift er zur Luftgitarre. Zum Humptata von "Hooked On A Feeling" (1997) lässt er den Videoclip einspielen, der seinerzeit schon unerträglich war.

Seitdem er seiner Vergangenheit ironisch begegnet, hat Hasselhoff daraus offenbar ein gut laufendes Geschäft gemacht. In der Pause nach einer Dreiviertelstunde ist der Merchandise-Stand hochfrequentiert. Es gibt dort neben Handtüchern und Kaffeetassen zehn unterschiedliche T-Shirt-Motive, von "Hasselhoff saved my life" bis "Don't Hassel the Hoff". Man kann sie nur aus Jux, Tollerei und der Eigendynamik eines solchen Abends kaufen und dann später zum Schlafen anziehen. Wenn überhaupt.

Auch Coversongs mischen sich unter

Nach der Pause kommt Hasselhoff durch den Seiteneingang in den Innenraum zurück, er singt "This Is The Moment" aus dem Musical "Jekyll & Hyde". Hasselhoff spielte darin einmal am Broadway mit. Überhaupt dickt er sein Programm nun mit reichlich Coversongs an. "You've Lost That Lovin' Feelin'" von den Righteous Brothers singt er, "If You Could Read My Mind" von Gordon Lightfoot.

Mit "Take Me Home, Country Roads" zieht er das Tempo an, mit "Sweet Caroline" beschleunigt er noch einmal. Und die Fans singen mit: "Oh! Oh! Oh!" Kurze Pause, dann "Crazy For You" und "Do The Limbo Dance" - Polonaise in Block 109. Kurz vor Schluss spielt er nach knapp zwei Stunden noch eine kantige englisch-deutsche Hasselhoff-Version von Bowies "Heroes".

Dann geht er ab, kommt zurück, Hasselhoff trägt nun die leuchtende Lederjacke und den Klaviertasten-Schal, wie bei seinem Auftritt an der Berliner Mauer in der Silvesternacht 1989/90. Dann singt er endlich: "I've been looking for freedom". Man wünscht ihm nur das Beste.

(kl)
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