Fotos Neues Album: Gossip macht auf Pop
Eine massige Hand mit spitzen rosa Fingernägeln ragt ins Bild, über ihr die schwarze Walle-Mähne der Sängerin Beth Ditto. Das Cover des neuen Gossip-Albums ist etwas zum Fürchten. Und es erinnert an den Cure-Sänger Robert Smith mit seinem Düster-Look.
Wer nun Dark Music erwartet, wurde in die Irre geführt. "A Joyful Noise" ("Erfreulicher Lärm"), das fünfte Studio-Album des einstigen Punk-Trios aus Portland, bietet Pop.
1999 hatte sich das Trio um die exzentrische Frontfrau Ditto (31), die bei einer Größe von 1,55 Meter rund 100 Kilo auf die Waage bringt, gegründet - als Punk-Band.
Mit ihrem dritten Album "Standing In The Way Of Control" gelang den US-Musikern 2006 der Durchbruch in den britischen Charts. Ein, zwei Jahre später war die Band dann auch in Deutschland ein Begriff für Indie-Fans. Und so ging es Schritt für Schritt weiter in Richtung Mainstream.
Bei "A Joyful Noise" war Pop-Profi Brian Higgins als Produzent am Werk. Er hat sich schon mit Kylie Minogue, Texas und den Pet Shop Boys einen Namen gemacht. Und Beth Ditto selbst lässt per Pressemitteilung verkünden: "Ich habe das ganze Jahr nur Abba und überhaupt kein Radio gehört."
Nach Abba klingen die elf neuen Songs kaum - aber schon eher danach als nach handfestem Rock zum Abhotten. Das Keyboard kommt oft zum Einsatz. Es gibt einige fluffig-leichte potenzielle Sommerhits im 80er-Jahre-Stil, etwa "Move In The Right Direction", das nach Erasure klingt, oder "Casualties Of War".
In anderen Songs sind Anklänge von Techno, Country oder Funk zu finden. So richtig warm wird man mit den meisten Liedern erst beim dritten, vierten Hören - so etwa bei der ersten ausgekoppelten Single "Perfect World".
Nur ein Haken bleibt: Die mitreißenden Live-Shows, für die vor allem die Ditto verantwortlich zeichnet und dafür auch manchmal ihre Hüllen fallen lässt, sind in Deutschland in diesem Jahr nur selten zu bestaunen. Kleineren Konzerten in Berlin (ausverkauft) und Dortmund folgen lediglich Festival-Auftritte beim "Rock am Ring" (1. Juni), "Rock im Park" (3. Juni) sowie beim "Melt" (14. Juli). Tour-Termine stehen noch nicht fest, sind aber fest eingeplant, wie die Band versicherte.