Neue CD "Super" Die Pet Shop Boys machen wieder P!O!P!

Düsseldorf · Eine Handvoll ihrer Elektrohymnen kennt fast jeder: Die Pet Shop Boys bringen über 30 Jahre nach ihrem Durchbruch ihr neues Album "Super" in die Plattenläden.

Pet Shop Boys zeigen ihr neues Album "Super"
Foto: ap

Lied fünf ist der Hit, das ist eines der tollsten Stücke, das die Pet Shop Boys je produziert haben, es gehört auf die nächste "Best of"-Platte. "The Dictator Decides" heißt es, und es ist ein Lied aus der Düster-Disco, Electro-Pop aus dem Keller, Kraftwerk mit schwarzem Plüsch-Teppich. Neil Tennant, der ja inzwischen auch schon 61 Jahre alt ist, erzählt aus der Sicht eines einsamen Diktators, der eigentlich zu traurig ist zum Diktieren, und er lässt sich viel Zeit mit der ersten Strophe, weil er ja erstmal in Ruhe die Augen öffnen muss.

Seine Stimme erinnert ein wenig an die von Liza Minnelli, der Herbst des Patriarchen ist angebrochen. Chris Lowe holt böse Beats aus seinem Laptop, und am Ende hört man Stiefel auf Asphalt treten und Menschenmassen rufen, und da ahnt der Diktator schon, dass es "sooner or later" zu Ende gehen könnte. Akzentuierung und Aussprache dieses "sooner or later" sind dabei 100 Prozent Pet Shop Boys; "sooner or later this happens to everyone", hieß es 1986 in "Love Comes Quickly", das könnten sie sich patentieren lassen.

Das von Stuart Price (Madonna, Killers) produzierte Album "Super" hat über die volle Distanz allerdings nicht die Qualität dieses Stücks. Die Pet Shop Boys fahren in den meisten Liedern Autoscooter auf dem Broadway, das ist in Werkphasen gesprochen nahe an "Very" aus dem Jahr 1993, eher Versace als Jil Sander also, opulent statt puristisch. Zumeist klingt das nicht schlecht, "Pop Kids" und "Inner Sanctum" sind Beispiele dafür, aber oft ist es eben auch ziemlich egal - wie bei "Twenty-Something", das rutscht so durch.

Wobei das Duo eine jener Bands ist, denen man nichts übel nehmen kann, für deren ungebrochene Aktivität man im Gegenteil sogar dankbar ist. Wenn Neil Tennant zu einem Refrain anhebt, muss man unweigerlich seufzen, vor allem dann, wenn man von ihm bereits durch die 80er Jahre geleitet wurde. Seit damals erklärt Tennant, was P!O!P! ist: das Gewöhnliche verklären, die Schönheit trivialisieren, den Unterschied zwischen Objekt und Umgebung aufheben und mit einem Pinselstrich, einer Melodie oder einem Vers das Gefühl von Gegenwart ausdrücken.

Die Pet Shop Boys sind zurück. Gute Nachricht. Philipp Holstein

(hols)
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