Plagiat in "Blurred Lines" Pharrell Williams und Robin Thicke müssen Millionenstrafe zahlen

Los Angeles · "Das ist alles nur geklaut"... oder? Pharrell Williams und Robin Thicke müssen im Zuge ihres Welterfolgs mit dem Hit "Blurred Lines" eine Millionenstrafe zahlen. Eine Jury in den USA kam zu dem Schluss, dass die Künstler in dem Lied 2013 die Musik von Marvin Gaye kopiert haben.

 Die Kombo zeigt die beiden US-Musiker Robin Thicke (links) und Pharrell Williams.

Die Kombo zeigt die beiden US-Musiker Robin Thicke (links) und Pharrell Williams.

Foto: dpa, stephan cv tba

Die Juroren in Los Angeles sprachen den Kindern des vor gut 31 Jahren gestorbenen Gaye deshalb am Dienstag knapp 7,4 Millionen Dollar (rund 6,9 Millionen Euro) zu. Williams und Thicke seien "zweifelsohne enttäuscht", sagte ihr federführender Anwalt Howard King.

"Sie sind standhaft in ihrer absoluten Überzeugung, dass sie diesen Song unabhängig geschrieben haben", sagte King weiter. Pro Kopf haben Thicke und Williams laut Gerichtsdokumenten mehr als sieben Millionen Dollar (6,6 Millionen Euro) mit "Blurred Lines" verdient.

Gayes Tochter Nona weinte, als das Urteil verlesen wurde. "In diesem Augenblick fühle ich mich frei", sagte Nona Gaye nach dem Urteil. "Frei von ... den Fesseln von Pharrell Williams und Robin Thicke und was sie uns auflasten wollten und die Lügen, die erzählt wurden." Die rechtliche Vertretung der Gayes brandmarkte Williams und Thicke als Lügner, die darüber hinausgegangen seien, den Klang von Gayes 70er-Jahre-Musik nachzuahmen. Beide hätten den Hit "Got to Give It Up" der 1984 gestorbenen R&B-Legende gänzlich kopiert.

Ein Anwalt von Thicke und Williams hatte erklärt, dass eine Entscheidung zugunsten der Erben von Marvin Gaye eine abschreckende Wirkung auf Musiker haben könnte, die eine Ära oder den Sound eines anderen Künstlers nachahmen wollten. Marvin Gaye ist der Mann hinter Welt-Hits wie "Sexual Healing" und "How Sweet It Is (To be Loved by You)".

Thicke hatte zu den Geschworenen gesagt, er habe "Blurred Lines" nicht geschrieben. Williams sagte aus, er habe den Song Mitte 2012 in etwa einer Stunde angefertigt. Gayes Musik sei Teil des Soundtracks seiner Jugend gewesen, erklärte der siebenfache Grammy-Preisträger Williams. Er habe jedoch nichts davon für die Schaffung von "Blurred Lines" benutzt.

Die Jury fokussierte sich auf Detailanalysen der Akkorde und Noten, die in "Blurred Lines" und "Got to Give It Up" gespielt werden. Bis zur Entscheidung hatten sie sich die Lieder mehrmals angehört. Gayes Kinder Nona, Frankie und Marvin Gaye III hatten Thicke und Williams 2013 verklagt. Gegen das Urteil vom Dienstag könnte Berufung eingelegt werden.

"Blurred Lines" verkaufte sich allein in den USA mehr als 7,3 Millionen Mal, wie aus Zahlen von Nielsen SoundScan hervorgeht. Der Song wurde für einen Grammy Award nominiert und bescherte Williams und Thicke Einnahmen in Millionenhöhe.

Williams' musikalisches Erbe könnte durch das Urteil nun Kratzer bekommen. Seine Songs als Sänger und Produzent verkauften sich weltweit bislang mehr als 100 Millionen Mal. Neben "Blurred Lines" wurde besonders "Happy" zu einem weltweiten Ohrwurm. Der 41-Jährige ist unter anderem Juror in der amerikanischen Version der Musik-Castingshow "The Voice".

(ap)
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