Ein Superstar im Porträt Shakiras beeindruckende Rückkehr

Vier Jahre lang hatte sich die kolumbianische Sängerin zurückgezogen und wurde Mutter eines Sohnes. Nun erscheint ihr neues, nach ihr benanntes Album und beweist, warum die 37-Jährige einer der größten Popstars ihrer Generation ist.

Wieder da: Shakira.

Wieder da: Shakira.

Foto: ap

Es war ein Polster, auf dem sie sich erst mal ausruhen konnte. Nach sieben erfolgreichen Alben, die sich rund 75 Millionen Mal verkauft haben, diversen Grammys und anderen wichtigen Auszeichnungen hatte es Shakira laut "Forbes"-Magazin 2009 zur viertreichsten Frau im Musikgeschäft gebracht. Nur Madonna, Barbra Streisand und Céline Dion landeten noch vor ihr. Die Sängerin, 1977 im bettelarmen Kolumbien geboren, hatte bis zu ihrem vorläufigen Karriereende nahezu ununterbrochen gearbeitet, ihre ersten Songs schrieb sie mit acht.

Nachdem sie beim Videodreh zu ihrem offiziellen Fußball-WM-Song "Waka Waka (This Time For Africa") 2010 den spanischen Nationalspieler und Barcelona-Star Gerard Piquet kennengelernt hatte, verschoben sich die Prioritäten. Sie ließ die Musik ruhen und tauchte ins Private ab. Sie hatte einen zermürbenden Rechtsstreit mit ihrem Ex-Verlobten Antonio de la Rúa hinter sich, der sie wegen angeblich ausstehender Managergehälter vergeblich auf mehr als 100 Millionen Dollar verklagt hatte, und nun war da dieser Mann. "Ich habe ihn gesehen, und die Sonne ist aufgegangen", sagte Shakira und lächelte wie ein seliger Teenager.

Rihanna und Shakira rekeln sich im neuen Video
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Zwei Jahre nach der offiziellen Bestätigung der Beziehung der beiden im Februar 2011 kam Sohn Milan auf die Welt. Shakira, ihr Freund und das Baby lächelten von zahllosen Twitter- und Instagram-Bildern. Sie blieb präsent, nur war sie nun nicht mehr die Hüften schwingende Pop-Amazone, sondern die glückliche Mama, die im Barca-Trikot ihren Liebsten anfeuert. Im US-Fernsehen gehörte sie zur Jury des erfolgreichen Casting-Formats "The Voice", neue Musik von ihr aber gab es vier Jahre lang nicht. Das ist nun vorbei. Schon seit Wochen läuft ihre neue Single "Can't Remember To Forget You" in den Radios, ein Duett mit Pop-Superstar Rihanna. Es ist ein einnehmender Reggae-Rock-Mix, der in diversen Ländern an die Spitze der Charts schoss.

Shakira, für die schon als Kind fest stand, dass sie mal ein Star werden würde, hatte ihren Wiedereinstieg ins globale Popgeschäft gut vorbereitet. Sie wollte an ihren karibischen Stil anknüpfen, an ihre Aura als einziger wirklicher Latin-Popstar von Weltrang, aber eben nicht nur das. "Ich bin ursprünglich ein Rock-Mädchen. In diesem Song konnte ich beide Einflüsse perfekt kombinieren." Und Rihanna, die Shakira als "Frau mit dem größten Sex-Appeal der Welt" bezeichnet, ist die beste Duett-Partnerin, um die jungen Fans abzuholen, die in vier Jahren Abstinenz nachwachsen und womöglich nicht genau wissen, wer diese Shakira ist.

Sie ist eine unermüdliche Arbeiterin, die verstanden hat, dass Talent nur in Kombination mit übermäßigem Fleiß zum Erfolg führt. Sie sah das Elend in ihrer Umgebung, sie stammt selbst aus bürgerlichem Haus, und schwor sich, als reiche Frau zurückzukommen und sich um ihre Landsleute zu kümmern. So kitschig es klingt, genau das hat sie getan und tausenden Kindern in Kolumbien den Besuch einer Schule ermöglicht. Sie war aber auch ich-bezogen und ehrgeizig, passte einen Musikmanager in einer Hotellobby ab und spielte ihm ihre selbst geschriebenen Songs vor. Er gab ihr einen Vertrag, die ersten zwei spanischsprachigen Alben floppten, beim dritten setzte er ihr die Pistole auf die Brust. "Ich bin durch ganz Kolumbien getingelt und war bei den absurdesten Radiostationen. Am Ende hatte sich das Album sechs Millionen Mal verkauft", erzählt sie.

Sie müsse auf die Bühne, das sei schon immer so gewesen, Lampenfieber sei ihr völlig fremd. Mit einem Wörterbuch verfasste sie ihr erstes englischsprachiges Album "Laundry Service", das 2002 ihren internationalen Durchbruch bedeutete. Noch heute merkt man in Interviews, dass es nicht ihre Muttersprache ist.

Der spanische Markt wurde ihr zu klein, sie wollte mehr, das wollte sie schon immer. Sie hat so lange daran gearbeitet, bis es geklappt hat, der kommerzielle Erfolg, das Geld, das Zurückkommen als reiche Frau. Da nun auch privat alles in bester Ordnung ist, hatte sie wieder Energie und vor allem Lust auf ein neues Album. Es klingt souverän, es ist unverkennbar Shakira, aber weniger kieksig. Sie ist nun nicht mehr die putzige kleine Frau mit den blonden Locken. Sie ist jemand, der Musik macht, weil er kann, nicht weil er muss.

(RP)
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