Türkischer Popstar im Interview Tarkan: "Ich bin ein Weltbürger"

Düsseldorf (RP). Mit seinem Küsschen-Lied "Sikidim" schaffte der Sohn türkischer Gastarbeiter 1999 den Durchbruch zum internationalen Popstar. In der Türkei gilt Tarkan als "King of Pop". Nun ist der mit einem World Music Award ausgezeichnete Musiker auf Deutschland-Tour und erklärt im Gespräch mit unserer Redaktion, warum seine Deutschland-Konzerte fast ausverkauft sind, er ein "Weltbürger" ist und warum er eigentlich schon immer "Öko-Tarkan" war.

Tarkan rockt die Philipshalle
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Tarkan, auch ohne Werbung sind deine fünf Konzerte in Deutschland sehr nachgefragt. Das in Düsseldorf wird wahrscheinlich ausverkauft sein. Wie machst du das?

Tarkan Ich zeige mich nur selten in der Öffentlichkeit, bin kaum in TV-Shows zu sehen und gebe nur selten Interviews. Ich denke, das macht mich ein wenig mysteriös. Ich denke, die Fans kommen, weil sie mich sonst einfach nicht so oft zu sehen bekommen. Aber auch, weil sie wissen, dass sie auf meinen Konzerten viel Spaß haben werden. Wenn ich auf der Bühne stehe, lasse ich mich vollkommen gehen. Ich öffne mein Herz und genieße die Zeit auf der Bühne.

Was ist die größte Herausforderung deiner Tour?

Tarkan Das Reisen von Stadt zu Stadt, von Land zu Land kann sehr anstrengend und auch riskant sein, weil alles von meinen Stimmbändern, von meiner Gesundheit abhängt. Ich versuche auf mich acht zu geben und gesund zu bleiben. Ich brauche sehr oft Ruhepausen und muss mich schnell an die unterschiedlichen klimatischen Bedingungen gewöhnen. Das ist die größte Herausforderung.

Wie würdest du den Sound deines neuen Albums beschreiben?

Tarkan Ich weiß nicht: Vielleicht Ost trifft West oder östliche Musik mit westlichen Einflüssen?

Du bist nicht nur der bisher einzige internationale türkische Sänger, sondern auch der erste Türke mit einem Hybrid-Auto. Gab es irgendwelche Probleme am Zoll?

Tarkan (lacht) Ich war in der Türkei tatsächlich der Erste, der ein Hybrid-Auto fährt. Das Ding stand eine Ewigkeit im Zoll, weil die Beamten nicht wussten, was sie da vor sich hatten. Ich wünschte, mehr Menschen würden Hybrid-Autos fahren.

Bist du jetzt Öko-Tarkan?

Tarkan (lacht) Ich habe die Natur schon immer geliebt und mein Leben im Einklang mit der Natur gelebt. So war ich also eigentlich schon immer Öko-Tarkan. Ich habe mich nur inzwischen dazu entschieden, meine Stimme ein wenig lauter für den Umweltschutz und die Erhaltung der Tierwelt zu erheben und das meine zu tun, um das zu unterstützen.

Warum?

Tarkan Ich denke, das sind wir dem Planeten schuldig. Wir sind schließlich diejenigen, die es vermasselt haben, und sollten auch diejenigen sein, die es wieder grade biegen. Politik, wirtschaftlicher Ehrgeiz, religiöse Diskriminierung und Vorurteile haben uns blind werden lassen und wir haben den Bezug zur Realität verloren. Die Realität ist, dass wir alle gleich sind und dass Liebe das einzige ist, was zählt. Die Ironie ist, dass wir uns selbst eine Falle gebaut haben und uns zerstören.

Du wurdest als Sohn türkischer Gastarbeiter in Alzey geboren. Deine Familie ging mit dir in die Türkei zurück, da warst du 14. Seit 16 Jahren lebst du in New York. Warst du jemals in einer Identitätskrise?

Tarkan Ich hatte nie ein Identitätsproblem. Aber wenn du meinst, ob ich jemals nicht wusste, wo ich hingehöre, dann kann ich dir sagen, dass ich mich überall eingewöhnen kann, was meiner Meinung nach eine gute Sache ist. Ich habe mich immer als Weltbürger gesehen. Vielleicht weil ich schon an vielen unterschiedlichen Orten gelebt habe oder vielleicht, weil ich von Geburt einfach so bin.

Irgendwelche Pläne für die Zeit, die du in Deutschland bist?

Tarkan Nichts besonderes. Aber ich gehe gerne spazieren und werde die Freiheit genießen, die ich in der Türkei nicht habe. Vielleicht gehe ich in eine Bar oder in ein Restaurant und verbringe etwas Zeit mit Freunden und meiner Band. Vielleicht ein bisschen Shopping. Einfach Spaß haben.

Semiha Ünlü stellte die Fragen.

(RP)
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