Videospieler im Klassikrausch "The Legend of Zelda": Feinste Popcorn-Klassik

Düsseldorf · Plötzlich stöhnen alle auf. Auf der Leinwand hinter dem Orchester in der Mitsubishi Electric Halle läuft diese Sequenz aus dem Videospiel "The Legend of Zelda: Majora's Mask", die wahrscheinlich 95 Prozent des Publikums kennen und an der sie alle verzweifelt sind.

 Das Konzert hat die Zuhörer mitgenommen auf eine Reise durch die 17 Teile der Spielereihe.

Das Konzert hat die Zuhörer mitgenommen auf eine Reise durch die 17 Teile der Spielereihe.

Foto: Tobias Dupke

Die Musik ruft die Erinnerungen daran wach, wie schwer es damals war, diese Situation zu meistern, den Tempel zu schaffen, die Welt am Ende doch noch zu retten. Das Konzert "The Legend of Zelda: Symphony of Goddesses" entführt die Menschen am Sonntagabend in der ausverkauften Konzerthalle für mehr als zwei Stunden in eine Welt voller Bits und Bytes, voller Deku-Nüsse und rettender Feen. Klassische Musik trifft Videospiel in Düsseldorf. Ein hochkarätiges Sinfonieorchester spielt Hintergrundthemen und Titelmusik aus dem Nintendo-Erfolg "The Legend of Zelda". Keine schwere Kost, im Gegenteil: Feinste Popcorn-Klassik.

Die Zelda-Reihe zählt zu den bekanntesten und erfolgreichsten Videospielserien aller Zeiten. 1986 erschien das erste Spiel, seitdem folgten 16 weitere Teile und unzählige Ableger. Seit Beginn der Reihe legen Entwickler Shigeru Miyamoto und seine Kollegen besonders viel Wert auf die Musik in ihren Spielen. Sie sollte schon damals mehr sein als bloßes Hintergrundgedudel, sollte Gefühle auslösen, das Geschehen auf dem Bildschirm begleiten.

Das Konzert hat die Zuhörer mitgenommen auf eine Reise durch die 17 Teile der Spielereihe. Während das Orchester die bekannten Melodien vortrug, liefen im Hintergrund die dazugehörigen Spielszenen auf einer Leinwand. Der rasante Ritt zur Gerudo-Festung wurde beispielsweise von einer Art Flamenco begleitet, der Kampf gegen den Endgegner Ganondorf von dramatischen Streichern.

Das Spiel und seine Musik haben ganz besondere Fans. Außenstehende würden sie als Nerds bezeichnen, sie sich selbst vielleicht auch, aber im positiven Sinn. Die Unauffälligsten tragen am Sonntag Jeans, Sneaker und ein Zelda-T-Shirt. Viele haben sich eine grüne Mütze von zu Hause mitgebracht, dem Erkennungszeichen des Helden aus dem Spiel, Link. Die Auffälligsten haben bunte Kostüme geschneidert, als Vorbilder dienten Figuren aus der Zelda-Reihe. Jeder ist willkommen, jeder darf sein, wie er will. Der gemeinsame Nenner der Menschen am Sonntagabend heißt Zelda. Das Konzert hätte auch ein Metal-Konzert sein können, Hauptsache die Spielmusik wäre dargeboten worden.

Das Konzert wird immer wieder unterbrochen von Einspielern auf der Leinwand, in denen die Entwickler und der Komponist der Spielmusik ein paar erläuternde Sätze sagen. Das Publikum bedankt sich nach jeder Sequenz artig mit Applaus. Dann geht's musikalisch weiter.

Nach der Ouvertüre, dem ersten und dem zweiten Akt sowie dem bombastischen Finale bleibt das Konzert trotz aller Besonderheiten doch ein klassisches Konzert mit festen Abläufen. Nach dem letzten Ton verschwindet Dirigentin Amy Andersson von der Bühne, um unter dem tosenden Applaus und bei Standing Ovation noch mehrmals zurückzukehren und sich bei der ersten Geige sowie dem gesamten Orchester zu bedanken. Im Hintergrund auf der Leinwand läuft unterdessen der Abspann - wie im Videospiel, wenn der Endgegner endgültig besiegt und die Welt gerettet ist.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort