Roger Cicero † Der Mann, der Männer und Frauen verstand

Düsseldorf · Der Sänger Roger Cicero starb an den Folgen eines Hirninfarkts. Der 45-Jährige, der stets Anzug und Hut trug, war der erfolgreichste deutsche Jazzmusiker. Seine große musikalische Liebe war Frank Sinatra.

Nun ist Roger Cicero gestorben, einfach so, und das erste, was einem einfällt, ist die Frage: Wie alt war er eigentlich? Denn das ist ja das Tragischste - so tragisch es auch immer ist, wenn jemand stirbt -, Roger Cicero wurde nur 45 Jahre. Die Nachricht haut einen umso mehr um, weil das, wie man so sagt, kein Alter ist und auch weil dieser Roger Cicero schon eine solche Musikkarriere hingelegt hat und noch so viel vorzuhaben schien, dass es schier unglaublich ist, dass es das jetzt war.

"Schieß‘ mich doch zum Mond"

Hirninfarkt ist auf seiner Facebook-Seite zu lesen, nach einer Reihe von Fernsehauftritten habe sich sein Zustand infolge der Krankheit rapide verschlechtert. Roger Cicero war zuletzt auf Werbetournee für sein Album "Cicero sings Sinatra". Er hatte sich die Klassiker des großen Frank Sinatra vorgenommen und teilweise ins Deutsche übertragen. Bei Cicero wurde aus Sinatras "Fly me to the Moon" das deutsche "Schieß‘ mich doch zum Mond". Und weiter: "Lass‘ mich los und sag‘ das war's / oder war das wieder nur ein Sturm im Wasserglas."

Das war sein Thema, diese Beziehungskisten. Cicero erzählte Männer-und-Frauen-Geschichten, in denen das Personal Comicfiguren glich. Sie waren oftmals bis zum Klischee verzerrt. Seine Alben hießen "Männersachen", "Beziehungsweise" und "Artgerecht". Im Titelsong "Nicht artgerecht" wollen die Männer Sportschau gucken und im Hobbykeller basteln. Aber das dürfen sie natürlich nicht, weil da die Ehefrauen oder Freundinnen sind, die alles im Griff haben und die Schwiegermutter natürlich auch.

Roger Cicero ist tot – das Leben des Jazz-Musikers in Bildern
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Roger Cicero – Bilder aus seinem Leben

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Foto: dpa, jka sab

Das blieb nicht unumstritten. Für seinen Song "Frauen regier‘n die Welt", den Roger Cicero 2007 beim Eurovision Songcontest aufführte, zeichnete ihn die Frauenzeitschrift "Emma" als "Pascha des Monats" aus. Cicero reagierte gelassen. Er nehme das nicht ernst, sagte er, seine Texte seien schließlich auch nicht komplett ernst zu nehmen. Beim Songcontest landete er auf Platz 19 von 24. Auch das machte ihm nichts. Seiner Karriere auch nicht.

Stets fein in Hut und Anzug

Roger Cicero ist 1970 als Sohn des Jazz-Pianisten Eugen Cicero geboren. Als Elfjähriger stand er erstmals auf der Bühne und trat im Vorprogramm der Chansonsängerin Helen Vita auf. Später studierte er in den Niederlanden Musik, trat mit Bigbands auf und einem Quartett, das seinen Namen trug. Schließlich lernte er die Produzenten Matthias Haß und Frank Ramond kennen, die ihm 2006 sein erstes Soloalbum "Männersachen" einrichteten. Die Platte landete vorne in den Hitparaden, so wie jede weitere. Roger Cicero spielte jetzt so erfolgreich Swing und Jazz, wie sonst kein anderer in Deutschland. Jahrelang ließ er sich von einer Bigband begleiten. Zuletzt allerdings wurde er leichtfüßiger und trat wieder häufig im Quartett auf. Für die Sinatra-Reihe dann ließ er aber lieber wieder die Fanfaren blasen.

So berühmt, wie für seine Songs, war Roger Cicero für seine Auftritte. Er trug stets Anzug und Hut. Einmal erzählte er, dass er einfach die Kopfbedeckung abnehme, wenn er beim Brötchenholen nicht erkannt werden wolle. Bei seinen Konzerten bat Cicero, doch bitte nicht im Takt zu klatschen, sondern mitzuschnipsen. Er war dem leichten Unterhaltenden stets näher als der ernsten Musik. Das schien dem Entertainer auch ganz recht so.

Im Herbst des vergangenen Jahres musste Roger Cicero wegen eines akuten Erschöpfungssyndroms mit Verdacht auf Herzmuskelentzündung alle Termine absagen. Nun gerade war er dabei, sich wieder aufzurappeln. In der nächsten Woche wollte er zum Beispiel in Düsseldorf auftreten.

Wie nun bekannt wurde, musste er in der vergangenen Woche dann zurück ins Krankenhaus. Am Donnerstag ist Roger Cicero gestorben.

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