ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber "Unser Ziel beim ESC ist immer eine Top-Ten-Platzierung"

Düsseldorf · Am 9. Februar entscheidet sich, wer zum Finale des Eurovision Song Contest nach Kiew fährt. Thomas Schreiber, beim NDR verantwortlich für den ESC, vertraut den Zuschauern.

 Thomas Schreiber sprach mit unserer Redaktion.

Thomas Schreiber sprach mit unserer Redaktion.

Foto: dpa, jol kde sab

Nach zwei letzten Plätzen beim ESC: Wie groß ist der Druck, 2017 besser abschneiden zu müssen?

Thomas Schreiber Dass es Plätze gibt, die man nicht zum dritten Mal in Folge verteidigen muss, versteht sich von selbst. Wir zeigen den ESC-Vorentscheid "Unser Song 2017" und den Eurovision Song Contest aber auch mit dem Ziel, möglichst viele Zuschauer zu erreichen.

Aber es gibt sicherlich eine Erwartungshaltung . . .

Schreiber Unser Ziel ist immer eine Top-Ten-Platzierung.

Warum sind Sie zum Modell der Castingshow zurückgekehrt?

Schreiber Das hatten wir uns schon vor dem ESC 2016 überlegt. Es war einfach an der Zeit, wieder auf Talentsuche zu gehen.

Glauben Sie, dass Nachwuchstalente beim ESC größere Chancen haben?

Schreiber Das ist schwer zu sagen. Einige der letzten Gewinner waren ja in ihren Ländern keine Nachwuchskünstler, sondern etablierte Musiker. Es sind immer die drei Minuten des Live-Auftritts, die über alles entscheiden. Die Mehrheit der Stimmen kommt von Zuschauern, die an dem Final-Abend die Künstler und ihre Songs zum ersten Mal sehen und hören. Jeder Künstler hat genau diese drei Minuten Zeit, sich in die Herzen zu singen.

Haben Sie selbst noch ein Gefühl dafür, welches Lied siegertauglich ist?

Schreiber Ja, manchmal schon. Jedenfalls weiß ich, dass ich in der Vergangenheit durchaus auf bis dahin unbekannte Titel gesetzt habe, die später große Hits geworden sind. Die Lieder für den Vorentscheid haben wir auch zusammen mit musikalischen Experten ausgesucht, unter ihnen Wolfgang Dalheimer ("Heavytones"), der die Show-Liveband beim Vorentscheid leitet. Jetzt müssen wir noch die richtigen Teilnehmer mit den richtigen Liedern zusammenbringen. Das ist ein großer Faktor, wie eine spezielle Stimme oder Stimmlage und die Komposition zusammenpassen.

Sie haben Lena für die Jury gewonnen, Raab TV produziert, und die Kandidaten werden gecastet. Man hat den Eindruck, Sie wollen unbedingt alles richtig machen.

Schreiber Wir versuchen grundsätzlich, nicht alles falsch zu machen.

Stefan Raab selbst ist nicht mehr am Vorentscheid beteiligt. Fehlt er?

Schreiber Stefan Raab ist für jeden Fernsehsender eine Bereicherung. Er hat eine Entscheidung getroffen, die ich respektiere.

Woran liegt es, dass sich kaum arrivierte Künstler gewinnen lassen?

Schreiber Wer am ESC teilnimmt, nimmt auch das Risiko des Scheiterns auf sich. Beim Vorentscheid hatten wir in den vergangenen Jahren allerdings durchaus bekannte Künstler dabei wie etwa Unheilig.

Wollen Sie den Siegersong des Vorentscheids europaweit vorstellen?

Schreiber Ja, wir werden mit der Künstlerin beziehungsweise dem Künstler in eine Reihe von Ländern fahren.

Die Zuschauer wählen den Musiker aus, der zum ESC fährt. Haben Sie ein mulmiges Gefühl, wenn es nicht Ihr Wunschkandidat ist, oder sind Sie sogar erleichtert?

Schreiber Weder noch. Ich habe gar keinen Wunschkandidaten. Aber großes Vertrauen in die Intelligenz der Zuschauer. Sie wissen, wer sie anspricht und wer die richtige Kombination aus Persönlichkeit und Komposition mitbringt.

Jörg Isringhaus führte das Gespräch.

(RP)
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