Zum Tod des ehemaligen Hosen-Schlagzeugers Erinnerungen an Wölli, den Kirschwasserkönig

Düsseldorf · Unser Autor kannte Wolfgang Rohde seit fast 30 Jahren. Damals nahm der Schlagzeuger mit den Toten Hosen "Ein kleines bisschen Horrorshow" auf. In unserem Nachruf erinnert er sich an einen umgänglichen, zugänglichen und freundlichen Typen, mit dem er auch zur WM nach Frankreich gefahren ist.

 Wolfgang Rohde ist im Alter von 66 Jahren gestorben.

Wolfgang Rohde ist im Alter von 66 Jahren gestorben.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Heute darf man es vielleicht sagen. Es war 1987 oder 1988 in einem Tonstudio in Köln, als ich den Toten Hosen, die seinerzeit dort ihr erstes Erfolgsalbum "Ein kleines bisschen Horrorshow" aufnahmen, und ergo Wolfgang Rhode alias Wölli zum ersten Mal persönlich begegnet bin.

Das war schon sehr aufregend, aber die damals kunterbunten Vögel, allen voran der etwas ältere Wölli, nahmen einem schnell die Nervosität. Meine Entrüstung in Bezug auf den Aufnahmeort ließ der als Kirschwasserkönig bekannte Schlagzeuger jedenfalls lässig abperlen.

Keine halbe Dekade später, ich war zwischenzeitlich als Musikredakteur beim Düsseldorfer Stadtmagazin "Überblick" gelandet, haben wir uns öfters bis regelmäßig getroffen. Kein Wunder, denn die Überblick-Redaktion und das Büro des Hosen-Plattenlabel J.K.P. (Jochens Kleine Plattenfirma) waren Mitte der 90er im selben Haus in Lierenfeld beheimatet. Und gleichwohl die Erfolgskurve der Hosen ("Kauf mich!", "Opium fürs Volk") in dieser Zeit steil nach oben zeigte, war Wölli immer ein sehr umgänglicher, zugänglicher und freundlicher Typ. Nicht nur, weil er wenig später eine meiner ehemaligen "Überblick"-Kolleginnen, die liebe Daniela Witzel, ehelichen sollte.

Am besten hatte mir seinerzeit übrigens die Geschichte gefallen, dass Wölli in seinen jungen Sturm und Drang-Jahren dabei gewesen ist, als die legendären TON STEINE SCHERBEN aus Berlin ihr Kultalbum "Keine Macht für niemand" in die Läden brachten. Wölli war diesbezüglich für das Eintüten der Vinylplatten in die Pappschuber verantwortlich. Keine Macht! Was für ein Einstand ins Musikbusiness.

Meine nachhaltigsten Wölli-Erinnerungen habe ich an einen Paris-Trip im Juni 1998, als wir mit einer kleinen Truppe zur WM in Frankreich (Deutschland — USA 2:0) gefahren sind. Ein Super-Turniereinstand, der zu nichts führen sollte. Und über die Einladung zu seinem 50. Geburtstag im Januar 2000, der damals laut und lustig im Templum gefeiert wurde, war ich selbstredend hocherfreut. In dieser Zeit musste Wölli, der seinerseits einst Trini Trimpop an der Schießbude beerbt hatte, wegen massiver Bandscheiben- bzw. Rückenbeschwerden seine Hosen-Drum-Sticks an seinen Roadie und Freund Vom Ritchie weitergeben.

Wir sind uns dann in den Nuller-Jahren eigentlich nur noch sporadisch über den Weg gelaufen. Aber es gab immer ein freundliches "Hallo", wenn das in irgendeiner Kneipe oder bei einem (Hosen-) Konzert oder der damit einhergehenden Aftershow-Party der Fall war. Ich erinnere mich, dass Wölli sich bei diesen raren Gelegenheiten fast immer nach meinen Kindern erkundigt hat. Das fand ich ausgesprochen nett. Und so war es auch bei unserer letzten Begegnung, die anlässlich der Beerdigung von Jochen Hülder (24. Januar 2015), dem legendären Manager der Toten Hosen, stattfand. Schon damals war der Kirschwasserkönig schwerstens von seiner Krankheit gezeichnet. Nun ist er im Alter von 66 Jahren gestorben.

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