"A better Tomorrow" Wu-Tang-Clan: Als wär es 1993

New York · Nach sieben Jahren Pause bringt der Wu-Tang-Clan mit "A better Tomorrow" ein neues Studioalbum auf den Markt. Es ist plötzlich wieder 1993 und das fühlt sich irgendwie gut an.

 Der Wu-Tang-Clan legt ein neues Album vor.

Der Wu-Tang-Clan legt ein neues Album vor.

Foto: Warner Bros.

Der Wu-Tang-Clan ist ein Hip-Hop-Mythos: die erste Rap-Gruppe, die mit neun Mitgliedern den Durchbruch im Musikgeschäft schaffte. Die Gruppe bewahrt mit dem Album diesen Mythos, kann ihn aber nicht verstärken.

Musikalisch gibt es auf "A better Tomorrow" mehr als nur klassische Boombap-Klänge, den Mix aus simplem Bass und simplen Trommelschlägen. Titel wie "Ruckus in B minor" sind zwar auch basslastig, aber von den Produzenten so tief ausgearbeitet, dass man immer noch irgendwo ein Geräusch wahrnimmt, einen Klang hört, den man so noch nicht auf Rap-Platten gehört hat.

Mit "Preachers Daughter" ist dazu eine der besten Adaptionen des Klassikers "Son of a Preacher Man" der Sängerin Dusty Springfield gelungen, die es je gab.

Textlich sticht einem der Titel "Mistaken Identity" geradezu ins Auge. Die Clan-Mitglieder Method Man, Inspectah Deck, Cappadonna, U-God und Masta Killa schildern so eindrücklich Szenen von Gewalt und Auseinandersetzungen mit der Polizei, dass man die Augen aufreist und unfreiwilliger Zeuge wird. Die Texte kommen so klar an, dass man das Klirren von Glasscherben hört, auch wenn nur darüber gesprochen wird. Die Beschreibungen von Polizeigewalt und Hunger setzen dem Hörer einen Kloß in den Hals.

Die Texte wirken wegen der Diskussion um rassistische Polizeiaktionen wie Repliken auf die aktuelle Nachrichtenlage in den USA, aber auch Medienphänomene werden aufgegriffen. Auf "40th Street black/We will fight" präsentiert sich Inspecath Deck als Chronist der neueren Film- und Fernsehgeschichte und zitiert zahlreiche Formate wie zum Beispiel die Serie "Breaking Bad".

Das Album lebt letztendlich vom Mythos und seiner Entstehungsgeschichte. Lange war unklar, ob einer der bekanntesten Rapper des Clans, Raekwon, auf dem Album vertreten sein würde. Er war in Streit mit dem Hauptproduzenten und Quentin-Tarantino-Freund RZA geraten. Würde das Album nicht wieder den klassischen Sound bieten, wäre er nicht dabei. Tatsächlich bietet das Album den gewohnten Klang, Raekwon ist dabei.

Gleichzeitig gibt es aber auch nicht viel Neues. Dazu konzentrierte sich das Marketing mehr auf das Fünf-Millionen-Dollar Album "Once upon a Time in Shaolin", das in einfacher Auflage erscheint. "A better Tomorrow" droht so nicht nur unter anderen spannenden Neuerscheinungen im Rap-Sektor unterzugehen, sondern auch von einem noch nicht einmal erschienenen Album überschattet zu werden.

(ac)
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