Ausstellung zum Herero-Aufstand Namibia und Deutschland: Geteilte Geschichte

Berlin (rpo). Der Aufstand der Herero vor 100 Jahren gilt als der erste Widerstandskampf der afrikanischen Bevölkerung gegen die Kolonialherren. Das Deutsche Historische Museum (DHM) widmet seine neueste Ausstellung diesem Kapitel der deutsch-namibischen Geschichte. Museumsdirektor Hans Ottomeyer sprach am Mittwoch in Berlin von einem "ungewöhnlichen Versuch, deutsche Kolonialgeschichte darzustellen". Bis zum 13. März werden im DHM Zeugnisse des Herero-Aufstandes und des deutschen Einflusses in Namibia gezeigt.

Am 12. Januar 1904 hatten sich in der deutschen Kolonie Südwestafrika Herero und Nama gegen eine zunehmende Entrechtung und die Enteignung ihres Landes erhoben. Nach einer Reihe von Gefechten wurden die Herero am 11. und 12. August am Waterberg vernichtend geschlagen. Zuvor hatten die kaiserlichen Truppen zahlreiche Friedensangebote der Aufständischen ignoriert. Die Kriegsführung der Deutschen wird von Historikern als Völkermord bewertet. Es wird angenommen, dass bis zu 80 Prozent der Herero und bis zu 50 Prozent der Nama dem Kolonialkrieg zum Opfer fielen.

"Wir machen im Museum keine Politik", betonte Ottomeyer. Aber mit der Ausstellung werde versucht, den Blick auf die deutsche Geschichte zu schärfen. Die Ausstellung will die Epoche der Kolonialzeit (1884 bis 1915) mit der Gegenwart verbinden.

Ein historisch-chronologischer Teil unter den Titeln "Mission und koloniale Begegnung" sowie "Widerstand, Krieg, Völkermord" soll die wechselvolle Geschichte des afrikanischen Landes beleuchten. Daran schließen sich Zeugnisse des Zusammenlebens zwischen Afrikanern und Deutschen an. So wird das Leben auf einer Farm und in einem städtischen Haushalt gezeigt. Im Verlauf der Geschichte kam es auch zu zahlreichen biografischen Verflechtungen zwischen Namibiern und Deutschen, die sich in eindrucksvollen Lebensgeschichten manifestierten. Die Ausstellung lässt einige wieder lebendig werden.

"Komplexe Verbindung zwischen Tätern und Opfern"

Den Schlusspunkt der Schau bilden verschiedene Stimmen, die dem Wunsch nach einer gemeinsamen Zukunft in einer multi-ethnischen, namibischen Nation Ausdruck verleihen. Heute leben in dem afrikanischen Land rund 30.000 deutsche Namibier, die etwa 1,5 Prozent der Gesamtbevölkerung bilden. Bei allen Unterschieden hinsichtlich Kultur und Herkunft identifizieren sie sich mit der deutschen Sprache, betonen aber ihren spezifisch "afrikanischen" Lebensstil.

Ottomeyer betonte, der Aufstand der Herero sei im gegenwärtigen Namibia noch sehr präsent. Auch deshalb sei es "keine einfache Ausstellung, die sich auf einige wenige Thesen versteift". Sie handele von der "komplexen Verbindung zwischen Tätern und Opfern."

Vor allem jüngere Besucher will das Deutschen Historische Museum ansprechen. Deshalb ist auch für Besucher unter 18 Jahren der Eintritt frei. Der reguläre Eintrittspreis beträgt zwei Euro. Ein Begleitheft zum Preis von sieben Euro gibt zudem Einblick in die deutsche Kolonialgeschichte.

(ap)
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