Düsseldorf Navid Kermani: Die Probleme der Welt sind auch unsere

Düsseldorf · Wenn derzeit sein Name auftaucht, dann mit dem Zusatz: "könnte der nächste Bundespräsident werden". Vor sechs Jahren war der deutsch-iranische Schriftsteller Navid Kermani Mitglied der Bundesversammlung, die damals Christian Wulff wählte. Jetzt könnte er selbst, so heißt es, als Nachfolger von Joachim Gauck zur Wahl stehen. Bei seiner Lesung im Düsseldorfer "Zakk" ging es Kermani aber um Dinge, die ihn weitaus mehr berühren. Als er 2012 für eine Reportage in das damals neue Konfliktland Syrien reiste, wandelte sich gerade ein säkularer Aufstand zu einem Krieg der Konfessionen. Aus den Erlebnissen und Begegnungen in Syrien entstand das Buch "Ausnahmezustand". Eine der Szenen beschreibt die Intensivstation eines Hospitals, wo drei Schwerkranke samt ihrem Pfleger durch Kopfschüsse ermordet wurden. Kermani erzählte damals seinen Verwandten im Gottesstaat Iran hiervon und bekam als Antwort: In einem autoritären System ist es eben besser, mit den Wölfen zu heulen als sein Leben zu riskieren.

Was den Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels vor allem umtreibt, ist die Einstellung vieler Europäer gegenüber diesen Kriegen und der Migration der Millionen. "Wir können nicht so tun, als ob uns die Probleme der Welt nichts angingen. Sie als unsere zu begreifen, ist unser ureigenes Interesse."

Claus Clemens

(RP)
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