Siebziger Jahre-Klamauk premierte in München Nett angestaubt: Klimbim-Theater feiert Premiere

München (rpo). Was in den Siebzigern schräg und lustig war, muss es heute nicht mehr unbedingt sein, umso schwieriger war auch Autor Horst Jüssens Aufgabe, die "Klimbim"-Familie aktuell auf die Bühne zu bringen. In München feierten die schrillen Stars in original Besetzung Premiere.

Mit Remakes ist es ja so eine Sache. Meistens kommt die Kopie nicht an das Original heran und hinterlässt den Fan eher enttäuscht als erfreut über das Wiedersehen. Trotzdem klatschte das Publikum brav bei der Theater-Premiere am Freitag in München zu "Die Klimbim Familie lebt".

Nach und nach öffnen sich auf der Bühne fünf Särge. Unter großem Applaus kippen die beliebten Klimbim-Gesichter wie ausgeklappte Taschenmesser aus den Holzkästen - neben Ingrid Steeger Elisabeth Volkmann, Horst Jüssen, Wichart von Roëll und Peer Augustinski.

Bühnenbild, Kleidung, Sprüche - alles scheint wie damals, als Klimbim von 1973 bis 1979 mit anzüglichem Witz und noch anzüglicheren Outfits für Furore im deutschen Fernsehen sorgte. Die Witze wirken heute meistens platt und scheinen eher in die 70er zu passen, auch wenn sich Autor Horst Jüssen hörbar Mühe gegeben hat, die illuster-chaotische Familie in die Jetztzeit zu transferieren.

Vom Euro ist jetzt die Rede und auffällig viele Seitenhiebe auf die aktuelle Politik und sogar auf die Fußball-Europameisterschaft sorgen für Aktualität. "Die Politik und der Fußball - beides auf Kreisliganiveau", sagt etwa der ewig vom Krieg fabulierende Opa (Wichart von Roëll), als er Schröder, Müntefering und Stoiber durch den Kakao zieht.

Vor allem nach der Pause ist aber durchaus Witziges zu hören wie "Der Apfel fällt nicht weit vom Pferd". Ein Spruch jagt den anderen, vom Publikum brav mit vereinzeltem Gelächter und ein wenig Szenenapplaus belohnt. Da wird Radfahrer Lance Armstrong mit dem Mond-Lander Neil Armstrong verwechselt. Und Horror-Tochter Gabi (Ingrid Steeger) kommentiert im orangenen Strampelanzug: "Klar hat der die Tour de France gewonnen. Der hatte ja auch mehr Anlauf".

Woraufhin Adolar von Scheußlich (Horst Jüssen), der zigste Ehemann von der schrillen Jolanthe kommentiert: "Ihr habt ja von Tuten und Blasen keine Ahnung". "Die Gabi vielleicht, ich nur vom Tuten", antwortet Jolanthe von Scheußlich, gespielt von der überragenden Volkmann. In Sachen schlüpfrig hat sich übrigens noch etwas geändert. Zwar tritt Volkmann in Strapsen unter dem rosa Badenmantel auf, Ingrid Steeger lässt ihre Brüste beim Theater-Klimbim aber stets züchtig bedeckt.

Nach zwei Stunden Klamauk und Blödelei senkt sich der Vorhang unter einem Applaus, der eher dem Lebenswerk der Klimbimer zu gelten scheint, als der Darbietung mit ihren dauernden Versprechern und Verhasplern. Peer Augustinski, der in verschiedenen Rollen etwas Abwechslung ins ewig gleiche Bühnenbild bringt, wird mit einem großen Luftballon zum 64. Geburtstag beschenkt.

Das Publikum bleibt etwas ratlos zurück. Von "witzig aber etwas angestaubt" bis "schön, dass die wieder da sind", reichen die Reaktionen der Zuschauer, von denen sich einige schon nach der Pause verabschiedet haben. "Die Klimbim Familie lebt" ist bis 5. September in München zu sehen. Danach stehen Düsseldorf, Köln, Hamburg, Berlin und Zürich auf dem Spielplan.

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