Düsseldorf Neue Kunst aus China in acht Städten an Rhein und Ruhr

Düsseldorf · Von der Fotografie über Malerei bis zur Video-Kunst - alle Genres sind vertreten. Der bekannteste Künstler aber mochte nicht teilnehmen: Ai Weiwei.

Das Ausstellungs-Großprojekt "China 8" hatte schon Kritik auf sich gezogen, bevor überhaupt das erste Kunstwerk zu sehen war. Von Zensur durch die chinesischen Kulturbehörden war die Rede, von einer Auswahl nach dem Prinzip politischen Wohlverhaltens. Als gestern die neun beteiligten Museen und die koordinierende Stiftung für Kunst und Kultur Bonn im Essener Museum Folkwang den Katalog samt der dortigen Schau chinesischer Gegenwartsfotografie vorstellten, zerstreuten sich die Bedenken. Das Projekt "China 8" ist keine Propagandaveranstaltung des riesigen Reichs im Fernen Osten, sondern es bietet allen denkbaren Formen künstlerischer Äußerung ein Forum, auch kritischer politischer Kunst.

Zahlreiche Fotografen, deren Werke im Folkwang-Museum zu sehen sind, befassen sich mit den nachteiligen Folgen einer überstürzten Verstädterung Chinas. Ebenso hat der Drang nach Freiheit mehrere Ventile geöffnet. Unverblümt äußert er sich in Zitaten weltberühmter westlicher Kunst, etwa in Delacroix' Gemälde "Die Freiheit führt das Volk" oder - ins Negative gewendet - in Gericaults Bild "Das Floß der Medusa". Selbst Pornografie scheint kein Tabu mehr zu sein. In einer Video-Arbeit kopulieren Paare auf einer Leinwand im Großformat.

Selbstverständlich hat mancher der Beteiligten in seiner Heimat Schwierigkeiten, seine Kunst durchzusetzen. Doch der - wenn auch oft in Frageform erhobene - Vorwurf der Zensur wird sich nicht aufrechterhalten lassen.

Allerdings scheint sich die chinesische Kunst der Gegenwart anders, als Walter Smerling es als geschäftsführender Vorstand der Bonner Stiftung feststellte, noch immer nicht vom internationalen westlichen Stil verselbstständigt zu haben. Vieles, was der Katalog enthält, ist chinesische Pop-Art. Allerdings gibt es auch Werke, die augenscheinlich in der Tradition chinesischer Themen und Techniken stehen. Noch fehlt der chinesischen Kunst die ästhetische Radikalität etwa des "Schwarzen Quadrats" von Kasimir Malewitsch.

Ausgerechnet der weltweit bekannteste chinesische Künstler hat die Einladung zu "China 8" ausgeschlagen. Er hat keine Gründe genannt, doch man vermutet, dass er sich statt einer Beteiligung an einer Gruppenausstellung eine Einzelschau ausbedungen hat. Vergeblich.

Alle Ausstellungen unter: www.china8.de

(RP)
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