Dresden Neuer Glanz im Grünen Gewölbe

Dresden (RP). Spiegel vervielfachen das Schimmern der ausgestellten Kostbarkeiten fast bis ins Unendliche: Das Historische Grüne Gewölbe in Dresden ist nach vierjähriger Arbeit in seiner ursprünglichen Fassung von 1733 wiederhergestellt worden. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt haben die renovierten Kabinette des Residenzschlosses eröffnet.

Mit der Schatzkammer sei ein Glanzstück europäischer Kultur wiedererstanden, sagte die Kanzlerin in der sächsischen Landeshauptstadt. Ministerpräsident Milbradt bezeichnete das Grüne Gewölbe als eine der "bedeutendsten, schönsten und größten fürstlichen Schatzkammern Europas". Damit werde "ein weiteres Stück eines großen Traums wahr, das barocke Ensemble von Dresden wiederherzustellen".

Einen "Feenpalast" nannte Arthur Schopenhauer einst das Historische Grüne Gewölbe Augusts des Starken in Dresden. Jetzt sind die faszinierenden Räume, 61 Jahre nach der Zerstörung des Dresdner Schlosses im Zweiten Weltkrieg, wiedererstanden. Und man kann die Verzauberung nicht nur des Philosophen durch diese überwältigende Schatzkammer nachempfinden.

Barocke Pracht steht vor Besucherandrang

In barocker Pracht sind gut tausend Bilder, Edelsteine, Bronzefiguren in Räumen ausgestellt, die selbst schon Kunstwerke sind. Diese Wiedereröffnung werde Geschichte machen, so schwärmte Martin Roth, Generaldirektor der Dresdner Kunstsammlungen, kurz vor der Eröffnung.

Die "normalen" Besucher müssen sich noch bis zum 15. September gedulden; dann ist das Historische Grüne Gewölbe auch für sie geöffnet. Der Ansturm wird gewaltig sein. Was die Besucher sehen werden, ist die berühmte Schatzkammer August des Starken, wie der sächsische Kurfürst sie zwischen 1723/24 und 1727/29 durch den Architekten Daniel Pöppelmann errichten ließ. Neun ineinander übergehende Räume bilden im Erdgeschoss des Schlosses die fürstliche Schatzkammer, deren Prunkstück das Juwelenzimmer ist. Goldene Ornamente auf den Wänden und auf Spiegeln; Decken und Simse sind in Rot-Blau-Gold bemalt.

In rot-goldenen Vitrinen schimmern Juwelen als einzelne Stücke, als Broschen und Schnallen - und ihr Glanz vervielfacht sich in den Spiegeln ringsumher. Da findet sich unter einem großen Glassturz eine Art Pyramide des Landes: Fingergroße Figürchen werden von Herrscherbildern und den Reichsinsignien überragt.

Zimmer ausgestattet mit Juwelen und Elfenbein

Ganz in der Nähe steht ein juwelengeschmückter Mohr mit einem Tablett voller Preziosen. Die ganze aufgehäufte Pracht lässt das Juwelenzimmer blinken und blitzen. In diesen Räumen, durch reichverzierte Türen miteinander verbunden, kann der Besucher sich frei bewegen. Nur Barrieren aus Glas und Metall halten Abstand.

Die meisten Kunstwerke stehen frei, sind nicht hinter Vitrinenglas weggesperrt. So sind die Wände des Elfenbeinzimmers übersät mit kleinen Postamenten, auf denen gedrechselte und geschnitzte Figuren und Behältnisse über die ganze Fläche verteilt sind. Die Fensternischen und die Simse sind in allen Räumen prachtvoll ausgemalt.

Das "Weißsilberzimmer" allerdings trägt diesen Namen nur noch aus historischen Gründen. Die unzähligen Silber-Stücke wurden nach dem Siebenjährigen Krieg eingeschmolzen; einige wenige zeigen noch heute, wie die silberne Pracht vor den zinnoberroten Wänden gewirkt haben muss. Die "Lücken" hat man mit kleinen Kunstwerken aus Alabaster und Perlmutter gefüllt. Hier wie in den anderen Räumen lassen Kronleuchter die Schätze blitzen.

Vier Jahre Bauzeit

In vier Jahren wurde das Historische Grüne Gewölbe in der ursprünglichen Fassung von 1733 wiederhergestellt. Mehr als 100 Restauratoren, Handwerker und Bildhauer arbeiteten an der Wiedererstehung. Die war so aufwendig wie kompliziert. Weltweit suchte man nach einer Firma, die das historisch richtige Spiegelglas herstellen konnte - und wurde im sächsischen Weißwasser fündig. Dort beherrschte man das Verfahren mit dem heute verbotenen Quecksilber.

Auch die Entschlüsselung der originalen Farbmischungen war aufwendig, die Holzverkleidungen wie Marmor aussehen lassen. Allein schon die Wiederherstellung der Wandverkleidungen kostete rund 13 Millionen Euro. Die Kosten für die Rekonstruktion des gesamten Schlosses liegen bei rund 337 Millionen Euro. Mit diesem Geld wurde aber auch hinter der historischen Fassade moderne Technik in Dachboden und Keller eingebaut. Wie ein Flug zum Mars seien ihm die Rekonstruktionsarbeiten vorgekommen, sagte Gewölbe-Direktor Dirk Syndram, doch nun sei "ein Weltwunder" wiedererstanden.

(afp)
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