Neuss Neuss erwägt Museumsbau für Jugendstil-Sammlung

Neuss · Experten sprechen von einer Sensation. Neuss könnte bald in die Riege der internationalen Jugendstil-Zentren aufsteigen. Das will ein Sammler mit familiären Wurzeln in Neuss jetzt ermöglichen. Er ist bereit, der Stadt seine mehr als 600 Jugendstil-Exponate zu schenken, wenn die im Gegenzug innerhalb der kommenden vier Jahre einen Anbau für das Clemens-Sels-Museum realisiert. Bereits am Freitag berät der Stadtrat. Als erster Schritt sollen in der Sitzung Planungsgelder bewilligt werden, um die Neubaukosten verlässlich einschätzen zu können.

Fachleute der Auktionshäuser Christies's und Sotheby's stufen die private Jugendstil- und Symbolismus-Sammlung nach Worten der Neusser Beigeordneten für Kultur, Christiane Zangs, als "die wichtigste europaweit" ein. Das Besondere sei, dass der Sammler im Laufe von 50 Jahren mit einem "untrüglichen Gespür für Qualität" überragende Kunsthandwerks-Objekte, Möbel und Gemälde zusammengetragen habe.

Der Jugendstil wurde an der Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert in vielen Ländern Europas zur beherrschenden Kunstrichtung. Prominente Künstler jener Zeit waren Eugène Gaillard, Henry van de Velde und Bruno Paul sowie die Maler Otto Modersohn, Gustav Klimt und Edward Burne-Jones. Sie alle sind in der Sammlung vertreten, die nun der Stadt Neuss angeboten wird. Bereits seit einem Jahr verhandelt der zur Schenkung bereite Sammler mit der Stadt. Mitte August einigte er sich mit dem Neusser Bürgermeister Herbert Napp auf einen Vertragsentwurf als Absichtserklärung. Darüber muss nun in den politischen Gremien entschieden werden. Der Wert der Sammlung soll die Kosten für einen Museumsanbau deutlich übersteigen. Der Art-Nouveau-Experte bei Christie's, Philippe Garner, schätzt ihn "auf ungefähr 35 Millionen Euro".

(RP)
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