Berlin Nina Hoss macht in der Schaubühne eine gute Figur

Berlin · Ob "Kunst", "Dreimal Leben" oder "Der Gott des Gemetzels": Die Stücke von Yasmina Reza gelten als Inbegriff intelligenter Unterhaltung, bei der festgefahrene Paarbeziehungen und seelische Verkrampfungen gnadenlos seziert werden. Ihr neues Stück, "Bella Figura", wurde jetzt von Thomas Ostermeier an der Berliner Schaubühne uraufgeführt.

Nina Hoss und Mark Waschke in Yasmina Rezas "Bella Figura"
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Nina Hoss und Mark Waschke in "Bella Figura"

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Klein-Unternehmer Boris hat seine Geliebte Andrea zum Essen eingeladen. Auf dem Parkplatz des Restaurants treffen sie Eric und Francoise, ein unverheiratetes Paar, das Erics Mutter, Yvonne, im Schlepptau hat. Francoise ist die beste Freundin von Boris' abwesender Ehefrau. Also hat das Aufeinandertreffen von vornherein etwas Peinliches, ist die Lunte gelegt für einen bösartig komischen Blick auf die Seelen-Landschaften zweier Paare, die, weil der Gott des Zufalls es will, sich emotional entblößen müssen. Jetzt geht es darum, eine "gute Figur" zu machen. Nur eine der fünf Personen, Andrea, hat keine Lust dazu. Sie ist stattdessen auf Krawall getrimmt.

Thomas Ostermeier blickt mit analytischer, kühler Distanz, beobachtet die Figuren, wie sie sich vor einer riesigen Leinwand, auf der Grillen und Käfer sich tummeln, rhetorisch zerfleischen und handgreiflich werden. Die Drehbühne ist im Dauerbetrieb. Damit wir nicht verpassen, wie Boris und Andrea eine Kampfpause einlegen und sich auf dem Klo die Wäsche vom Körper reißen, sind die Kabinen aus Glas.

Nina Hoss ist eine wunderbar zwischen Hysterie und Melancholie irrlichternde Andrea, Mark Waschke überzeugt als großmäuliger, doch kleinmütiger Boris, und auch Stephanie Eidt, Lore Stefanek und Renato Schuch schaut man gern zu. Aber Ostermeier inszeniert Reza, als wäre sie eine Wiedergängerin von Tschechow: Der noch nicht einmal zweistündige Abend kommt einem wie eine gefühlte Ewigkeit vor.

(RP)
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