Düsseldorf NRW gibt halbe Million fürs Spaßnetz

Düsseldorf · Die Installation "in orbit" soll wieder zum Besuchermagneten im K21 werden.

Es ist seltsam seelenlos am Grabbeplatz, seit Direktorin Marion Ackermann "ihr" Museum verlassen hat, das sie ordentlich auf Umbruch gebürstet und dann doch für etwas Besseres, nämlich Dresden, im Stich gelassen hat. Die Findungskommission für ihren Nachfolger arbeitet auf Hochtouren, sehr schnell, noch vor Weihnachten, soll der Nachfolger gefunden sein. Wahrscheinlich wird es aber wieder eine weibliche Direktion, denn drei nicht ganz unbekannte Museumschefinnen wurden unlängst in Düsseldorf gesichtet. Das würde zum Land NRW passen, das bei seiner derzeitigen politischen Couleur mit Rot-grün zwei resolute Frauen an der Spitze und eine zuletzt als Standesbeamtin tätige unauffällige Führungsperson mit dem Kulturressort betraut hat.

Doch auch der Übergang hat seinen Reiz, die Planung für das nächste Ausstellungsjahr steht bis auf ein paar Leerstellen, damit der oder die Neue eigene Akzente setzen kann. Zwischenzeitlich betreut Sammlungsleiterin Anette Kruszynski die Ausstellungsgeschehen, die Geschäfte führt noch bis Juni 2017 Dieter Kükenhöner in der Nachfolge von Hagen Lippe-Weissenfeld. Der neue Direktor wird sodann den neuen Chef der Zahlen mit auswählen.

Der Etat, mit dem NRW sein kulturelles Aushängeschild - das einzige hundertprozentige NRW-Kulturunternehmen - ausstattet, kann sich sehen lassen. Elf Millionen fließen pro Jahr, dazu addieren sich 3,2 Millionen Eigeneinnahmen. Am Ende bleiben 3,7 Millionen für Ausstellungen plus Sponsorengelder, die in der Vergangenheit oft von der Direktorin eingeworben wurden.

Doch sogenannte Blockbuster stehen nicht auf der Agenda, vielleicht ist die Zeit für solche Ausstellungen vorbei. Sie sind kaum noch finanzierbar, und viele Schlüsselwerke für solche Ausstellungen gehen gar nicht mehr auf Reisen.

In der Kunstsammlung werden zwei Künstler unter starkem Düsseldorf-Bezug beleuchtet: Otto Dix in der Ausstellung "Der böse Blick" und Marcel Broodthaers in einer Retrospektive. Der eine ein begnadeter Maler und Bürgerschreck, der von 1922 bis 1925 eine intensive Schaffenszeit am Rhein verbrachte. Der andere ein belgischer Avantgardist, der im Umfeld von Pop, Minimal- und Konzeptkunst in Düsseldorf seinen Nährboden fand, um die Institution Museum grundsätzlich infrage zu stellen.

240.000 Besucher kamen im Jahr 2016, mit 70.000 die meisten zu Gursky, gefolgt von 60.000 für die Henkel-Kollektion. Fragt man das junge Publikum, so fiebert es der Fortsetzung von Tomás Saracenos Spaß-Netz "in orbit" entgegen, in dem man, frei schwebend, die Bodenhaftung verliert und Grundsätzliches über die Gesetze von Kommunikation erfährt. Zu Saracenos Raumarbeit melden sich tausende Fans zu Wort, es ist, global betrachtet, eine der meistbeachteten Ausstellungen. Eine halbe Million Euro stellt das Land zur Verfügung, damit der Spaß ab März mit neuer Baugenehmigung über fünf Jahre unter der Kuppel des Ständehauses weitergeht.

Über diese Gewichtung lässt sich trefflich streiten: Wer gönnt nicht den Besuchern das Event und dem Museum die hohe Beachtung? Andererseits erwartet man von der Landesgalerie Entdeckungen, Akzente und Überraschungen.

(RP)
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