Berlin NS-Raubkunst: Museen fehlen die Fachleute

Berlin · "Es ist zwar schon viel erreicht, aber der größere Teil der Arbeit liegt noch vor uns", sagte Uwe Hartmann. Er ist Leiter der 2008 von Bund und Ländern eingerichteten Arbeitsstelle für Provenienzforschung in Berlin. Sie soll Museen, Archiven und Bibliotheken helfen, die Herkunft von NS-Raubkunst zu klären. Gestern präsentierte er mit der Kulturstiftung der Länder in Berlin eine erste Bilanz.

Danach ist es um die Herkunftsforschung nicht gut bestellt. Bislang gebe es zu wenig Fachleute für die Recherchen zur Klärung der Eigentumsrechte von Kunstwerken, sagte die Generalsekretärin der Kulturstiftung, Isabel Pfeiffer-Poensgen. Sie fordert, Provenienzforschung zum Bestandteil der Museumsarbeit zu machen. Dazu müssten Mittel für Stellen bereitgestellt werden. Momentan gibt es gerade einmal 20 fest angestellte und 53 befristete Stellen für Experten in deutschen Sammlungen. In den kommenden Wochen wollen sich die Länder mit Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) austauschen, wie es hieß. Grütters hatte vor wenigen Tagen angekündigt, die Mittel für Provenienzrecherchen zu verdoppeln. Die Berliner Arbeitsstelle für Provenienzforschung wird jährlich mit zwei Millionen Euro vom Bund und knapp 360 000 Euro von den Ländern finanziert. Wie viele der zwischen 1933 und 1945 enteigneten Kunstwerke sich in öffentlichen Sammlungen befinden, ist unklar, sagt Isabel Pfeiffer-Poensgen. Schätzungen gehen von bis zu einer Million Exponate aus. In den vergangenen 15 Jahren wurden rund 12 000 "NS-verfolgungsbedingt entzogene Kunst- und Kulturgüter" an die rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben.

Die Arbeitsstelle für Provenienzforschung beteiligte sich in den vergangenen Jahren finanziell an 129 Projekten. Dabei untersuchten Wissenschaftler 90 000 Kunstwerke und Kulturgüter in 67 Museen, mehr als eine halbe Million Bücher und Drucke in 20 Bibliotheken".

(epd)
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