Kolumne: Salzburg-Tagebuch O mein Papa!

Die Gespräche der Wiener Gesellschaft, die elegantissimo vor Salzburgs Festspielhaus schlendert, erschließen sich einem nur selten. Das hat mit dem Dialekt zu tun.

Die Abläufe sind indes geregelt: zur Begrüßung Bussi links und rechts, beim Abschied zu jedermann ein weiches "Papa", betont auf der letzten Silbe. Ich fragte einen jungen Wiener Kollegen, was das bedeute. Er: "Wir sagen es immer. Warum, weiß ich nicht." Das ließ mir keine Ruhe. Ich konsultierte Lexika und reifere Wiener.

Bald folgte die Erklärung. In der Metternich-Zeit wurde zum Ende jedes Gesprächs auch des abwesenden Hausvorstands gedacht, man sagte: "Liebe Grüße an den Herrn Papá!" Daraus ist das Relikt der einsame "Papá" geblieben. Drollig ist nun, wenn sich Töchter vor dem Festspielhaus von ihren Vätern verabschieden, mit "Papá" als finaler Floskel. Nun, Rituale sind etwas Heiliges.

(RP)
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