Düsseldorf Obama singt gegen Rassenhass

Düsseldorf · Eindrucksvolle Rede des US-Präsidenten bei der Trauerfeier in Charleston.

Welch ein eindrucksvoller Auftritt von US-Präsident Barack Obama. Anlass war die Trauerfeier für die neun vor einer Woche von einem 21-jährigen Weißen in einer Methodistenkirche ermordeten Afroamerikaner. Obama war nach Charleston (South Carolina) gekommen, um die Toten zu ehren, der Nation ins Gewissen zu reden und den Kulturbruch zu verurteilen, wie Menschen mit ihren Mitmenschen aufgrund von Hass und Vorurteilen umgehen.

Der Präsident beklagte in seiner rund 40 Minuten dauernden und sehr emotionalen Rede, dass der Rassismus in den USA immer noch nicht Vergangenheit sei. Der Massenmord während einer Bibelstunde habe erneut die Schwächen des Landes aufgezeigt. Es sei Zeit, sich den unangenehmen Wahrheiten zu stellen. Er kritisierte die anhaltende tödliche Gewalt mit Schusswaffen. "Zu lange sind wir blind gewesen, gegenüber dem einzigartigen Chaos, das Waffengewalt dieser Nation zufügt", sagte der Präsident.

Und dann stimmte der Präsident nahe dem Sarg des erschossenen Pfarrers Clementa Pinckney die Hymne "Amazing Grace" (erstaunliche Gnade) an - ungewöhnlich für das amerikanische Staatsoberhaupt bei einem öffentlichen Auftritt. Immer wieder rufen die Trauernden "Amen", sie klatschen und singen mit. Sechseinhalb Jahre ist Obama im Amt. In dieser Zeit hat er rund 14 weitere Trauerreden aus ähnlichen Anlässen gehalten. Welch eine schockierende Bilanz für einen Präsidenten, der das Land einen und den Rassismus überwinden wollte.

"Amazing Grace" ist ein sehr beliebtes Kirchenlied, von dem auch kirchenferne Menschen angesprochen werden. In einer Dudelsackversion der Royal Scots Dragoon Guards schaffte es die Hymne 1972 an die Spitze der britischen Charts. Entstanden ist das Lied Mitte des 18. Jahrhunderts. Am 10. Mai 1748 war Kapitän John Newton mit seinem Sklavenschiff in Seenot geraten. Er rief Gott um Erbarmen an und wurde gerettet. Dies Erlebnis ließ ihn die Sklaven menschlicher behandeln. Er gab später seinen Beruf auf, wurde Geistlicher und setzte sich für den Kampf gegen Sklaverei ein. "Erstaunliche Gnade, wie süß der Klang, die einen Armen Sünder wie mich errettete", heißt es zu Beginn von "Amazing Grace".

(RP)
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