Paris Paris verbeugt sich vor Markus Lüpertz

Paris · Retrospektive im Pariser Musée d'Art Moderne: 140 Bilder und Skulpturen des ehemaligen Akademierektors aus Düsseldorf.

Es ist eine Retrospektive, die mit der Gegenwart anfängt. Mit Arbeiten aus den Jahren 2013 bis 2015 beginnt der Rückblick auf das Werk des Künstlers Markus Lüpertz, der seit dem Wochenende im Musée d'Art moderne in Paris gezeigt wird. Die rund 140 Werke, die bis zum 19. Juli zu sehen sind, passen in ihrer meist überdimensionalen Größe gut zu dem Monumentalbau aus den 1930er Jahren am Trocadéro. Für Museumschef Fabrice Hergott, der Lüpertz seit 1982 kennt, sind die Gemälde und Skulpturen des langjährigen Rektors der Düsseldorfer Kunstakademie zukunftsweisend. "Er hat in den vergangenen 50 Jahren ein Werk geschaffen, das einzigartig ist in der Geschichte der modernen Kunst, das eine beachtliche Intensität hat und das in die Zukunft gerichtet ist", sagte Hergott anlässlich der Ausstellungseröffnung.

In zehn Abschnitte hat Kuratorin Julia Garimorth die Kunstwerke des 73-Jährigen untergliedert, zu dessen Markenzeichen der graue Spitzbart und der Gehstock mit dem Totenkopfknauf gehören. Zur Begrüßung sehen die Besucher den monumentalen Hektor-Kopf, eine 1,45 Meter große Bronzeplastik aus dem Jahr 2014. Er gehört zum "Arkadien"-Zyklus, in dem Lüpertz sich mit den Figuren der griechischen Mythologie auseinandersetzt. "Rückenakte" ist das nächste Kapitel überschrieben, in dem sich Lüpertz dem männlichen Rücken widmet - ein Motiv, das ihn seit den 1980er Jahren beschäftigt und fasziniert.

Freilich verursachte dieses Thema auch weniger Aufregung als seine Idee zum Thema "Mozart". Der Künstler zeigt den Komponisten in seinen Skulpturen als Frau mit Brüsten. "Weil Mozart für mich Musik ist, und die ist weiblich", verteidigte Lüpertz 2005 seine umstrittene Serie, zu der auch eine Drei-Meter-Skulptur gehört, die in der Mozart-Stadt Salzburg steht. Eine andere hatte der deutsche Galerist Michael Werner, der entscheidend an der Ausstellung mitwirkte, zusammen mit insgesamt 127 Werken deutscher Künstler 2012 dem Musée de l'Art Moderne überlassen.

Durch die großzügige Anlage des Museums windet sich die Ausstellung zurück in die 1970er Jahre mit den fast abstrakten Gemälden des Künstlers, für den damals "die Form selbst zum Motiv wurde". Anfang der 1970er Jahre dann die Auseinandersetzung mit der Geschichte in den "deutschen Motiven". Uniformen, die in seinen Bildern allgegenwärtigen Stahlhelme, und Eichenlaub sind da zu sehen, kombiniert mit ideologisch gestaltlosen Objekten wie Kuchenformen und Musikinstrumenten. Der 1941 im böhmischen Liberec (Reichenberg) geborene Lüpertz war damals einer der ersten Künstler, die sich mit der Nazi-Zeit auseinandersetzten. Seine Werke wie "Schwarz Rot Gold", auf der ein Stahlhelm und ein dunkler Mantel über einer Kanone hängen, galten als Provokation und wurden erst später verstanden.

Den Abschluss der Ausstellung bildet die "dithyrambische Malerei", mit der Lüpertz Anfang der 1960er Jahre in Berlin für Aufsehen sorgte und in der er sich auf den griechischen Gott Dionysos bezieht. Mit Lüpertz ehrt Paris nach dessen Freund Georg Baselitz 2011 einen weiteren deutschen Künstler. "Das Haus hat mich mit offenen Armen aufgenommen", sagte der Malerfürst nach der Vernissage. Und untypisch bescheiden fügte der 73-Jährige, den eine Boulevard-Zeitung einmal als "letzten deutschen Dandy" bezeichnete, hinzu: "Ich bin doch langsam davon überzeugt, dass ich ein guter Künstler bin."

Info Bis 19. Juli im Musée d'Art Moderne Paris, 11 Avenue du Président Wilson. Di.- So., 10-18 Uhr, Do. bis 22 Uhr.

(RP)
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