Parookaville in Weeze Ein Musikfestival als Phänomen
Weeze · Eine Kirche, ein Postamt und sogar ein Gefängnis. Für zwei Tage wird das ehemalige Militärgelände am Weezer Flughafen zu einer Stadt für Fans der elektronischen Tanzmusik. 50.000 Besucher werden erwartet.
Bernd Dicks ist Mitte 30 und aus Weeze, gemeinsam mit zwei Partnern organisiert er dort das "Parookaville"-Festival, und das, was sie in kürzester Zeit aus dem Boden gestampft haben, ist geradezu unglaublich: eine eigene Stadt nämlich. Für zwei Tage wird das ehemalige Militärgelände am Weezer Flughafen zu einer Gemeinde für Fans der elektronischen Tanzmusik.
Eine Kirche, ein Postamt und einen Knast lassen die Festivalmacher von Bühnenbildnern aufstellen, auch die Hauptbühne wird eigens angefertigt. Sie laden weltberühmte DJs wie zum Beispiel Steve Aoki oder Felix Jaehn ein und nennen den Auftrieb "Parookaville", eine Fantasiewelt, nur in echt. 50.000 Menschen wollen das nicht verpassen, die Tickets waren binnen kurzer Zeit ausverkauft. Zwischen Düsseldorf, Weeze und Kleve fahren die Sonderzüge ab Donnerstag im halbstündigen Takt.
Das allein ist schon bemerkenswert, weil es in Nordrhein-Westfalen keine vergleichbare Veranstaltung gibt. Umso erstaunlicher aber ist die Zuschauerresonanz, weil das Festival erst zum zweiten Mal stattfindet. Es hat sich nicht erst über Jahre einen Ruf erarbeiten müssen. Zur gleichfalls ausverkauften Premiere im vergangenen Jahr wurden aus dem Stand bereits 25.000 Karten verkauft. Nun wurde das Kontingent verdoppelt. "Wir sind wie die Trainer einer Regionalliga-Mannschaft, die plötzlich in die Bundesliga katapultiert wurde", sagt Bernd Dicks. Man hätte noch viel mehr Tickets verkaufen können, "aber die Nächte sind jetzt schon sehr kurz und die Tage sehr lang", sagt der Festivalmacher. Man wolle den Erfolg nicht überreizen. "Wir sind jetzt da, wo wir erst in drei Jahren sein wollten."
Der Erfolg des Festivals beruht auf dem Mut seiner Veranstalter, ohne große Konzertagentur im Rücken, aber mit den nötigen Kontakten in die Szene eine Marktlücke nicht nur erkannt, sondern auch besetzt zu haben. Denn Festivals, bei denen nicht nur Bands nach strengem Zeitplan über die Bühnen gejagt werden, wie zum Beispiel bei "Rock am Ring", sondern die eine eigene Geschichte erzählen, sind seit Jahren ein Renner. Zum "Tomorrowland" ins belgische Boom kamen zuletzt 180.000 Besucher.
Gespielt wird dort gleichfalls elektronische Musik, aber berühmt ist das Festival für seine märchenhaften Kulissen - der dortige Bühnenbauer verantwortet auch die Gestaltung der "Parookaville"-Hauptbühne. Zudem haben die Macher, die vor fünf Jahren mit Beach-Partys auf dem Weezer Rathausplatz anfingen, eine Legende um einen Bürgermeister namens Bill Parooka gesponnen, den es selbstverständlich nie gegeben hat und schon gar nicht in Weeze. Man habe bei der Namensnennung in der "Buchstabensuppe gefischt", verrät Dicks.