Venedig Paula Beer in Venedig ausgezeichnet

Venedig · Die Deutsche wird bei den Filmfestspielen beste Nachwuchs-Schauspielerin.

Damals streunte sie durch sonnige Wiesen auf dem Baltikum. Versonnen, allein. Es war der Vorabend des Ersten Weltkriegs, aber dieses junge Mädchen konnte vor der Wirklichkeit noch fliehen - in die Natur. Zu sich selbst. In Chris Kraus' Film "Poll" gab Paula Beer 2010 ihr Spielfilmdebut. Damals war sie 15, aber der Film gehörte schon ihr, denn sie konnte schon damals ohne Worte spielen - einfach sein vor der Kamera.

Nun ist Beer bei den Filmfestspielen von Venedig als beste Nachwuchs-Schauspielerin ausgezeichnet worden. Es ist erst die dritte Auszeichnung für eine deutsche Darstellerin in der Geschichte des Filmfests. Zuletzt hatte Katja Riemann im Jahr 2003 für das Drama "Rosenstraße" den Preis als beste Hauptdarstellerin gewonnen, 1953 siegte Lilli Palmer ("Das Himmelbett").

Die inzwischen 21-jährige Beer erhielt den Preis für ihre Rolle in dem Drama "Frantz" von François Ozon. Der französische Regisseur erzählt in Schwarz-Weiß-Bildern eine Geschichte, die nach Ende des Zweiten Weltkriegs spielt, als sich eine junge Deutsche (Beer) und ein französischer Soldat anfreunden - gegen alle gesellschaftlichen Widerstände. "Frantz", eine deutsche Koproduktion, wird so zu einem Appell für Vergebung. Der Goldene Löwe der Filmfestspiele Venedig geht zum ersten Mal auf die Philippinen. Regisseur Lav Diaz wurde für das Drama "The Woman Who Left" mit dem Hauptpreis des Festivals geehrt. Es erzählt in knapp vier Stunden von einer Frau, die nach 30 Jahren im Gefängnis vor den Scherben ihres Lebens steht. Mit dem ebenfalls in Schwarz-Weiß gedrehten Werk gelingt Regisseur Diaz auch, ein Abbild der philippinischen Gesellschaft zu zeigen und Themen wie Korruption und Armut anzusprechen.

Den Großen Preis der Jury, die zweitwichtigste Auszeichnung, vergab die Jury an Tom Ford. Der US-Modedesigner stellte mit dem Thriller "Nocturnal Animals" seine zweite Arbeit als Regisseur vor. Der Spezialpreis der Jury ging an die Regisseurin Ana Lily Amirpour für das Kannibalendrama "The Bad Batch". Wim Wenders ging leer aus.

Die Trophäe für die beste Schauspielerin ging an die US-Amerikanerin Emma Stone für ihre Leistung in dem Musical "La La Land". Der Argentinier Oscar Martínez gewann für seinen Part in der Tragikomödie "El ciudadano ilustre" über einen Literaturnobelpreisträger, der nach Jahrzehnten in seine Heimatstadt zurückkehrt.

(dpa/dok)
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