Sonderausstellung "Risiko Freiheit" in Berlin Per Tunnel oder Auto — Fluchthilfe für DDR-Bürger

Berlin · Sie riskierten ihre eigene Freiheit, um anderen zu ihrer zu verhelfen: Fluchthelfer in Zeiten des Bestehens der DDR. Bis ins kleinste Detail wurden die Republikfluchten damals vorbereitet. Eine Sonderausstellung in Berlin zeigt die wichtigsten Hilfsmittel aus dieser Zeit.

Das ist in der Ausstellung "Risiko Freiheit – Fluchthilfe für DDR-Bürger 1961 - 1989" zu sehen
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Das ist in der Ausstellung "Risiko Freiheit – Fluchthilfe für DDR-Bürger 1961 - 1989" zu sehen

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Ralph Kabisch war einer von ihnen. Der heute 72-Jährige verhalf in einem umgebauten Cadillac DDR-Bürgern zur Flucht in die Bundesrepublik. Im Hohlraum hinter dem Armaturenbrett brachte er sie in die Freiheit. Kabischs Geschichte ist eine von vielen in der Zeit des Bestehens der DDR. Zwischen vier bis fünf Millionen Menschen verließen nach Schätzungen in den 40 Jahren das Land. Und je länger es bestand, umso so schwieriger wurde die Flucht, insbesondere nach dem Mauerbau.

Die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde in Berlin widmet sich nun in einer Sonderausstellung nicht nur den Flüchtlingen, sondern auch den Helfern. Es sei die erste umfassende Ausstellung zu diesem Thema, heißt es vonseiten der Erinnerungsstätte. Darin zu sehen sind unter anderem Utensilien, mit denen Pässe gefälscht worden sind.

Diese hat Rüdiger von Fritsch, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Moskau, der Ausstellung zur Verfügung gestellt. Denn Fritsch verhalf 1974 selbst drei Jugendlichen zur Flucht über Bulgarien in die Türkei. Am Eröffnungstag am Freitag erzählte Fritsch seine Geschichte in Berlin, so wie mehrere andere Zeitzeugen auch.

Die multimedial Ausstellung selbst widmet sich in fünf Kapiteln den Fluchthilfeaktivitäten aus der Zeit zwischen 1961 bis 1989. Zu sehen sind neben den Originalutensilien viele Fotos und Dokumente aus dieser Zeit. Zum Teil seien sie auch erstmals zu sehen. So gibt es etwa einen handgezeichneten Plan der Transitstrecken mit Anmerkungen zu Gefahrenstellen für Fluchthelfer zu sehen und ein originales Stück Holz, das zum Abstützen eines Fluchttunnels diente.

Daneben sind es vor allem die Fluchtgeschichten, die den Besucher in seinen Bann ziehen dürften. Darunter sind auch tragische wie die von Kai Mierendorff. Er verhalf DDR-Bürgern gegen Geld zur Flucht über die Transitstrecke. 1982 versuchte die Stasi ihn durch einen Sprengstoffanschlag zu stoppen. Dabei wurde Mierendorff schwer verletzt. Sein Bruder wurde 1973 bei einer Fluchthilfeaktion verhaftet. Mehr als zehn Jahre blieb er in Haft.

(das)
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