Düsseldorf Peter Doherty ist zurück mit seiner Band Babyshambles

Düsseldorf · Jetzt hat er wieder eine großartige Platte gemacht, und hoffentlich hört das nun auf, dass so viele ihn belächeln als Betriebsnudel der populären Kultur. Peter Doherty taucht in den bunten Blättern zumeist als Drogennehmer und Modeldabeihaber auf, und in den Texten zu Bildern von seinem aufgedunsenen Jüngelchengesicht steht fast immer das Wort "kaputt".

Aber der 34-Jährige, der seit ein paar Jahren in Paris lebt, ist eben auch der begabteste Songwriter seiner Generation. Er glaubt ebenso stark an Baudelaire wie an The Clash, und wer das neue Album seiner Band Babyshambles auflegt, sollte sich als Erstes den letzten Song anhören: Er heißt "Minefield" und vereint alles, was diesen Künstler so groß macht – der Hang zum Sentiment ebenso wie die Lust am Durchbruch, das Weggetretene wie das Wegwerfende.

Der Beginn des Lieds erinnert an Neil Young und dessen wohl großartigstes Album "On The Beach" aus dem Jahr 1974. Doherty klagt da, dass er ständig gegen den Wind anpustet, es aber nichts bringt. Dann schreien die Gitarren, und Doherty steht mitten in dem Unwetter und wird wütend und ruft, dass er bisher immer nur flüchten musste und dass er nun keine Lust mehr dazu hat.

"Sequel To The Prequel" lautet der Titel des Albums, das von Stephen Street produziert wurde, einem Mann, der von Blur bis Morrissey schon viele Helden Englands betreute. Es ist die erste Platte Dohertys nach vier Jahren – damals brachte er sein Soloalbum heraus, und seither sah man ihn zwar im Kino durch den Film "Confession" geistern, aber man hörte doch ungewohnt wenig von ihm.

An den Songs hat er lange geschrieben, die Musik indes wurde in kurzer Zeit eingespielt, dadurch wird das Ruppige des Babyshambles-Sounds bewahrt, das Ungezügelte. Und gerade das ist das Wunderbare an Dohertys Werk: dass die Mauer aus Krach, die er und seine Kollegen aufbauen, brüchig ist, dass durch die Lücken Herzblut sickert. Doherty zitiert Dylan und Joe Strummer, einmal klingt er wie Johnny Rotten zu PIL-Zeiten, und stärker als je zuvor arbeitet er die Melodien seiner Lieder heraus.

Ob allein oder mit seinen Bands Libertines und Babyshambles – jede Doherty-Veröffentlichung war gut. Diese ist die beste.

(RP)
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