München Pierre-Laurent Aimard hoch geehrt

München · Er ist ein stiller Star. Pierre-Laurent Aimards Karriere ist ein Sonderfall, denn in ihrem Verlauf reihen sich wie an einer Perlenschnur Erfolge und Auszeichnungen; und auch seine Diskographie ist so lang wie beeindruckend. Dennoch würde man Aimard niemals in einem Atemzug mit Tastenlöwen wie Lang Lang, Daniil Trifonov oder gar mit sympathischen Sonderlingen wie Grigory Sokolow nennen. Gewiss, Pierre-Laurent Aimard ist ein Weltklasse-Pianist, der Schumann eingespielt hat und Mendelssohn und immer wieder Mozart und Bach im Konzertsaal zu Gehör bringt.

Am 2. Juni wird Aimard nun im Münchener Prinzregententheater der Ernst von Siemens Musikpreis verliehen. Er ist mit 250.000 Euro dotiert und damit einer der am höchsten dotierten Preise der Musikwelt

Aimard ist keiner, der sich fast ausschließlich im üblichen Konzert-Saal-Repertoire aufhält und gelegentlich Experimente im Zeitgenössischen wagt, wie viele seiner Kollegen. Bei Aimard ist es nämlich genau umgekehrt: Sein Schwerpunkt liegt von Anfang an in der musikalischen Gegenwart. Und von da aus blickt er mit dem Vergrößerungsglas der Avantgarde auf die Vergangenheit: analytisch, unsentimental und mit glasklarem Ton.

Pierre-Laurent Aimard wurde 1957 in Lyon geboren, bereits eine seiner ersten Lehrerinnen, Geneviève Lièvre, begeisterte sich für Neue Musik und die Darmstädter Ferienkurse und für den bahnbrechenden Komponisten und Dirigenten Pierre Boulez. Später studierte Aimard bei Yvonne Loriod, der Frau Olivier Messiaens, und Marcia Curcio in Paris. Mit gerade einmal neunzehn Jahren wurde er durch Pierre Boulez zum ersten Solopianisten des neugegründeten "Ensemble intercontemporain" berufen, in den Olymp der Neuen Musik sozusagen.

Mit zahlreichen bedeutenden Komponisten verband und verbindet Aimard eine enge Verbundenheit, darunter György Kurtág, Karlheinz Stockhausen, Elliott Carter, Pierre Boulez und George Benjamin. Viele schrieben ihm auch Werke auf den Leib. Besonders eng war Aimards Verbindung zu György Ligeti, dessen gesamtes Klavierwerk er einspielte und zum Werk Olivier Messiaens, das nach wie vor den Fixstern seines Konzertrepertoires bildet.

Aimard arbeitet mit allen großen Dirigenten zusammen, die auch Neutöner in ihre Programme integrieren. Zudem war er Artist in Residence in vielen bedeutenden Konzertsälen. Von 2009 bis 2016 war er künstlerischer Leiter des von Benjamin Britten gegründeten Aldeburgh Festivals. Mit behutsamer Beharrlichkeit arbeitete er dort an der Öffnung des Festivals hin zu neuen Formaten.

(RP)
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