Mönchengladbach Placebos Klassiker kamen an

Mönchengladbach · Die britische Band begeisterte rund 9000 Fans in Mönchengladbach.

Zum Schluss ist da nur dieses Brummen. Brian Molko hockt auf dem Bühnenboden, seine E-Gitarre hat er an einen Verstärker gelehnt. Minutenlang dreht er akribisch an den Knöpfen seiner Effekte, bis ein schwerer Klangbrei entsteht, der über den Köpfen der Zuschauer surrt. So entlässt er das Publikum in die kühle Nacht. Es ist das typische Ende eines Placebo-Konzerts.

Zuvor stand Sänger Molko mit seiner Band mehr als 90 Minuten lang auf der Bühne im Hockeypark Mönchengladbach. Rund 9000 Zuschauer waren gekommen, um das britische Rocktrio bei seinem einzigen NRW-Konzert zu hören.

Es war ein Abend, der besonders für Fans der aktuellen Stücke von Placebo viele Höhepunkte bot. Die Band spielte überwiegend Lieder ihrer drei zuletzt veröffentlichten Alben, darunter die Singles "Too Many Friends" und "Loud Like Love" sowie "Space Monkey", das sie an dem Abend dem deutschen Raumfahrer Alexander Gerst widmeten.

Placebo vernachlässigten bei ihrem Auftritt in "Mönschängladbaaach", wie der bleich geschminkte Molko die Vitusstadt immer wieder nannte, allerdings viele ältere Stücke. Es war zu erwarten. Er habe eine "leicht dysfunktionale Beziehung" zu seinen früheren Werken, hatte Molko schon zuvor im Interview gesagt. Zu einigen Liedern spüre er keine Verbindung mehr: "Es wäre eine Lüge, sie zu spielen." Seine Fans müssten deshalb bei Konzerten auch auf erfolgreiche Singles wie "Pure Morning" und "Nancy Boy" verzichten. Doch gerade die wenigen Klassiker, die Placebo an diesem Abend im Hockeypark spielten, zeigten die größte Wirkung beim Publikum. Da wäre "Every You, Every Me", präsentiert in einer herrlich schrubbeligen Live-Version mit stark verzerrten Gitarren. Es ließ die Leute auf der hinteren Tribüne von ihren Sitzen aufspringen - nach einer Viertelstunde der erste Höhepunkt des Konzerts. Oder auch "Special K", das wohl nur im Zusammenspiel von Band und Publikum seine Wucht zu entfalten vermag.

Dabei ist es nicht so, dass die neuesten Kompositionen der Briten beim Publikum kein Gefallen fänden. Das aufbäumende "One Of A Kind" oder das herzzerreißende "Begin The End", gespielt in der Zugabe, gehören zu den besten Liedern, die Brian Molko geschrieben hat. Auch ließ sich das Publikum in Mönchengladbach von kraftvollen Stücken wie "For What It's Worth" und "Rob The Bank" mitreißen. Aber nach sieben veröffentlichten Tonträgern war die Erwartung groß. Man erhoffte sich Lieder aus der gesamten 20-jährigen Bandgeschichte. Doch sie zu spielen, wäre vielleicht eine Lüge gewesen.

(RP)
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