Düsseldorf Politik auch in Kinderbüchern?

Düsseldorf · Zur Debatte um Fake News und digitale Einflussnahme gehört auch diese Frage: Wie begeistern wir Kinder und Jugendliche für Politik mit Büchern? Damit scheint der Gesinnungskampf im Kinderzimmer endgültig eröffnet zu sein. Vielleicht tobt dieser auch schon längst. Denn: Wer sich in der Erziehung aus allem Politischen vornehm heraushält, überlässt das Feld dann jenen, die nicht unbedingt ein demokratisches Zusammenleben im Sinn haben. Darum ist es kein "Freispruch" für Eltern, die am Abendtisch lieber die Geschichte vom Eichhörnchen im Winter vorlesen, weil sie alles Politische von vornherein für zu komplex halten.

Ein Irrtum. Denn in der Kinder- und Jugendliteratur geht es meist gar nicht um Parteien, nicht um Programme und die Exekution von politischen Ideen. "Wir müssen Politik über das Soziale definieren", sagt Susann Gessner, Schulpädagogin an der Justus-Liebig-Uni in Gießen. Das "Klassenziel" ist es, auch Kindern dieses Gefühl zu geben: Eigentlich kann ich ja doch mitreden.

Das muss nicht sofort zu solch pädagogisch spannenden "Exzessen" führen wie in Halle, wo für vier Sommerwochen eine Kinderstadt ins Leben gerufen wird, mit Wahlen und Regierungen. Gar einen König unter den Herrschenden hat es mal gegeben, der schon bald ziemlich despotisch geworden und kurz darauf gestürzt worden ist, sagt Initiator Heiko Bergt, Sozialpädagoge an der Uni Magdeburg, berichtete.

Was wichtig erscheint: Kindern nicht zu einer Position oder einem Standpunkt zu drängen, sondern ihnen die Fähigkeit zu geben, eine persönliche Haltung zu entwickeln. Also das einfache Erlebnis zu haben, an etwas teilzunehmen und dabei auch wahrgenommen zu werden.

Erschreckend kann dabei manches Angebot für ratsuchende Eltern sein - mit Uralt-Listen einer Literatur, die gar nicht mehr lieferbar ist. Dabei ist der Markt inzwischen voll von guten politischen Büchern für den Lesenachwuchs. Fündig wird man bei der Bundeszentrale für politische Bildung, mit dem guten Comic "Möhrenverschwörung in Hanisauland" etwa und dem frechen Jugendmagazin "fluter" zu Identität und Propaganda. Hervorragend ist vor allem eine jetzt präsentierte Liste mit 20 neuen Empfehlungen für junge Leser - von "Hier kommt keiner durch" bis "Der Traum von Olympia".

Infos zur Leseliste Arbeitskreis f. Jugendliteratur: www.jugendliteratur.org; Tel. 089-4580806; oder Bundeszentrale für politische Bildung, Tel. 0228 995150

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