Primaballerina des Bolschoi Ballett-Weltstar Maja Plissezkaja gestorben

Moskau · Die russische Ballettlegende Maja Plissezkaja ist im Alter von 89 Jahren gestorben. Am Bolschoi-Theater tanzte die Primaballerina zwischen 1943 und 1989 die wichtigsten Rollen, etwa in "Schwanensee" und im "Nussknacker". In den letzten Jahren pendelte sie zwischen Moskau und München.

Ballett-Weltstar Maja Plissezkaja starb mit 89 Jahren.

Ballett-Weltstar Maja Plissezkaja starb mit 89 Jahren.

Foto: dpa, ped_fd lof

Die weltberühmte russische Balletttänzerin Maja Plissezkaja ist tot. Wie das Moskauer Bolschoi-Theater mitteilte, starb die ehemalige Primaballerina und Choreografin am Samstag im Alter von 89 Jahren in Deutschland an einem Herzinfarkt. Plissezkaja hatte fast fünf Jahrzehnte lang auf der Bühne gestanden - eine für eine Balletttänzerin außergewöhnlich lange Karriere.

Der sterbende Schwan war Plissezkajas Glanzrolle, mit der sie bis ins hohe Alter im In- und Ausland auftrat. Auch in den Rollen von Carmen, Anna Karenina, Aschenputtel und Giselle begeisterte sie ihr Publikum. Sie galt als eine der bedeutendsten Ballerinen des 20. Jahrhunderts und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Das Bolschoi verlieh außer ihr nur einer anderen Tänzerin den Titel "Primaballerina assoluta".

Die am 20. November 1925 in Moskau geborene Plissezkaja war mit dem Komponisten Rodion Schtschedrin verheiratet. Sie stammte aus einer russisch-jüdischen Familie. Ihr Vater wurde im Jahr 1938 unter Sowjetdiktator Josef Stalin erschossen, die Bestätigung seines Tods erfolgte erst Jahrzehnte später. Ihre Mutter, eine Filmschauspielerin, wurde als Frau eines "Volksfeinds" nach Kasachstan deportiert. Plissezkaja wuchs bei ihrer Tante und ihrem Onkel auf, einer Tänzerin und einem Ballettlehrer. Im Jahr 1943 wurde sie in das Bolschoi-Ensemble aufgenommen.

Die willensstarke Tänzerin forderte mehrfach die Sowjetbürokratie heraus. Im Jahr 1967 kreierte der kubanische Choreograph Alberto Alonso für sie eine Fassung von "Carmen", für welche "die Sowjetunion noch nicht bereit war", wie Plissezkaja später sagte. Später nahm sie auch Choreografien des Franzosen Maurice Béjart in das Repertoire des Bolschoi auf, die einige Kulturfunktionäre nicht goutierten. Béjart widmete ihr das Ballett "Ave Maja", das sie im Jahr 2005 bei einer Gala zu ihrem 80. Geburtstag im Kreml tanzte.

Düster: Ballett tanzt zu Klängen von Rammstein
18 Bilder

Düster: Ballett tanzt zu Klängen von Rammstein

18 Bilder

Bolschoi-Direktor Wladimir Urin sagte der russischen Nachrichtenagentur Tass, er sei von Plissezkajas Ehemann über den Tod seiner Frau informiert worden. Plissezkaja starb demnach an einem "schweren Herzinfarkt". "Die Ärzte haben alles versucht, aber sie konnten nichts mehr für sie tun." Urin sagte, er habe Plissezkaja noch vor einigen Wochen gesehen. Damals sei es ihr gut gegangen, sie habe "Witze erzählt".

Plissezkaja soll in Russland beigesetzt werden. Präsident Wladimir Putin sprach ihrer Familie sein Beileid aus. Der ehemalige russische Kulturminister Michail Schwydkoi würdigte Plissezkaja als eine Tänzerin, die "in der russischen Tradition verwurzelt war, aber immer versuchte, neue Horizonte zu erkunden". Frankreichs Kulturministerin Fleur Pellerin bezeichnete Plissezkaja als "Diva des Tanzes, die ihr gesamtes Leben dem Ballett gewidmet hat".

(dpa/AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort