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Salzburg Räuber stehlen Karajans Taktstock

Salzburg · Von einer Skulptur wurde des Dirigenten Herrschaftszeichen abgebrochen.

Er hat ihn nie wirklich gebraucht, er war ihm fast ein lästiges Utensil, Magie strömte ja in Überfülle aus seinem Körper, aus seinem Blick, aus seinem Nimbus sowieso - aber weil Herbert von Karajan, nun ja, auf Macht und deren Demonstration sehr viel Wert legte, wollte er auch von seinem Taktstock über lange Zeit nicht lassen.

Nun haben Finsterlinge dem großen Herbert von Karajan den Taktstock genommen; von einer Bronzeskulptur vor seinem Geburtshaus nahe dem Salzburger Makart-Steg wurde er abgebrochen oder abgesägt, über Tathergang und Spuren wurde bislang nichts bekannt. Man darf davon ausgehen, dass es sich um ein Offizialdelikt handelt, das von höchster Staatsstelle aus verfolgt werden wird. Karajan war nicht irgendeiner. Zwar verzichtete der Maestro in höherem Alter auf seine Insignie, als sei er sich der Zerbrechlichkeit der Macht bewusst geworden; trotzdem zeigen die allermeisten Bilder den Künstler mit Stöckchen. Die "Salzburger Nachrichten" schreiben mit dem Anflug von Verstörtheit, die Täter hätten Karajan den Taktstock "entrissen".

Die Schändung besitzt etwas Beispielhaftes. Sie trifft die Ikonografie der Macht an ihrer empfindlichsten Stelle. Karajan fuhr schnelle Autos, besaß eine Pilotenlizenz, wirkte sozusagen überall gleichzeitig - doch dieses kleine Ding war und ist als Herrschaftszeichen unvergleichlich vielseitig. Es ist das Holz der vielen Eigenschaften, es ist Zepter und Marschallstab, Dolch und Zeigefinger, Giftspritze und Phallus, Laserschwert und Orientierungshilfe. Man kann Bratscher mit ihm aufspießen und Trompeten anfuchteln, man kann mit ihm seinen eigenen Körper ins Dornige verlängern. In einem dunklen Orchestergraben ist der leuchtende Taktstock beinahe unentbehrlich. Nun, wer einen Dirigenten seines Taktstocks beraubt, der kastriert und amputiert ihn.

Für Taktstöcke gibt es zahllose Modelle in etlichen Längen, es ist nicht alles Holz, was da glänzt; längst sind Präparate aus Elfenbein oder Glasfiber im Einsatz. Das war nicht immer so. Früher nutzten Dirigenten Papierrollen, um sich Autorität zu verschaffen, der französische Komponist Lully nutzte sogar einen schweren überdimensionalen Stab, mit welchem er den Takt auf den Boden stampfte. Dessen metallische Spitze wuchtete er einmal so hingebungsvoll auf einen seiner Füße, dass sie das Fleisch am dicken Zeh aufriss und der Gute an einer Sepsis starb.

(RP)
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