Düsseldorf Kardinal Woelki fordert mehr Hilfe für Flüchtlinge

Düsseldorf · In der Düsseldorfer Staatskanzlei war dieser Akt ein Ereignis von Seltenheitswert. Gut 25 Jahre ist es her, da ein neuer Kölner Erzbischof beim NRW Ministerpräsidenten seinen Eid auf die Verfassung ablegte. Damals hießen die Akteure noch Joachim Meisner und Johannes Rau.

Kardinal Woelki leistet in Düsseldorf den Treueeid
7 Bilder

Kardinal Woelki leistet in Düsseldorf den Treueeid

7 Bilder

Am Donnerstag traf Rainer Maria Kardinal Woelki bei Ministerpräsidentin Hannelore Kraft in der elften Etage des Stadttores ein, um nach den Bestimmungen des sogenannten Preußenkonkordats den Treueid zu leisten.

Dieses mit dem Vatikan 1929 vertraglich geregelte Bekenntnis des Bischofs, die "verfassungsmäßig gebildete Regierung zu achten" und vom "Klerus achten zu lassen", hört sich zwar antiquiert und heutzutage überflüssig an. Doch ist der offizielle Rahmen ein guter Boden für den ersten Antrittsbesuch.

Und den nutzte Woelki gestern nicht allein dazu, Höflichkeiten auszutauschen. Der Erzbischof, der 2012 bei seiner Kardinalsernennung noch jüngster Purpurträger der Welt war, diesen Status aber an nachfolgende Kardinäle verlor, gab seine kirchenpolitische Visitenkarte ab. Vor allem bat Woelki darum, sich verstärkt für syrische Flüchtlinge einzusetzen.

Unter anderem müsse die Politik den Nachzug von Familienangehörigen und damit die Zusammenführung von Familien ermöglichen. "Humanität muss Vorrang haben, denn Zuflucht ist ein Menschenrecht", sagte Woelki. In der Staatskanzlei wurde spürbar, welche Erfahrung der neue Mann an der Spitze des Erzbistums zuvor in Berlin mit dem Elend heimatloser Menschen gemacht hat.

Und dieses Thema wird der Kardinal im Sinne einer solidarischen Kirche nicht so schnell ruhen lassen. Mit seinem Verständnis von einer sozialer Anwaltschaft der Kirche steht er zudem den Forderungen von Papst Franziskus nahe.

Morgen wird Kardinal Woelki im Kölner Dom in sein Amt des Erzbischofs eingeführt. Für das Land wird dann Krafts Stellvertreterin, Sylvia Löhrmann, teilnehmen. Besondere Sicherheitsvorkehrungen für diesen Gottesdienst soll es nicht geben. Den Vorfall mit der nackten Femen-Aktivistin beim Weihnachtsgottesdienst im Dom 2013 wertet man als Einzelaktion. Allerdings sollen die Domschweizer durch die Mitglieder des "Dom-Ehrendienstes" verstärkt werden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort