Düsseldorf Ralf Hütter gibt in den USA ein Interview über Kraftwerk

Düsseldorf · Interviews mit Mit-gliedern der Düsseldorfer Technopop-Ingenieure Kraftwerk sind selten, und wenn sie dann doch mal gewährt werden, verlaufen sie zumeist skurril. Man denke an den Gesprächsversuch der brasilianischen Moderatorin, die Florian Schneider am Rande eines Festivals in Rio befragte. Sie: "Es sieht aus, als hätten Sie Ihr ganzes Studio auf die Bühne gestellt." Er: "Ja, indeed." Zu besichtigen bei Youtube. Ebenso legendär: das Interview Ralf Hütters mit dem "Heute Journal". Da ließ er einfach seinen Roboter antworten.

Nun hat Hütter wirklich gesprochen, und zwar mit dem amerikanischen "Rolling Stone". Das Interview ist sehr Kraftwerk-esk; die unübersetzbare Stelle zumal, wenn der Reporter fragt, ob Kraftwerk ihre Stücke auf der Mitte September beginnenden US-Tour in anderen Versionen als gewohnt spielen würden. Antwort Hütter: "Sometimes there's different traffic on the Autobahn."

Ob die Gruppe an einem neuen Album arbeite, will der Journalist auch wissen. Hütter antwortet zwar, verrät aber nichts, nur dieses: dass man ständig arbeite, aber an der Aktualisierung des Katalogs. Er kündigte eine Blu-ray mit 3D-Aufnahmen für den späten Herbst an. Dann fragt der Reporter noch, ob der 2008 ausgestiegene Florian Schneider manchmal mithelfe. Da wird Maschinenmensch Hütter wehmütig: "Nein, wir haben seit einem Jahrzehnt nichts zusammen gemacht."

Hütter schwärmt von der ländlichen Seite Düsseldorfs ("flatland with open skies") und erklärt den Namen des Kling-Klang-Studios: "Kling Klang sind die deutschen Worte für Sound. Das ist wie Yin und Yang." Und: "Kraftwerk ist nicht nur Sound, sondern ein Multimedia-Konzept." Die vergriffenen ersten drei Kraftwerk-Alben würden erstmal nicht neu veröffentlicht werden, sagt Hütter: Man bringe zunächst die späteren Alben auf den neuesten Stand, denn erst ab "Autobahn" habe Kraftwerk elektronische Symphonien gemacht. "Es geht um Gegenwart und Zukunft", und wenn dann noch Zeit sei, kümmere man sich um die Vergangenheit.

Die schönste Stelle indes ist jene, in der Hütter die Musik von Kraftwerk mit dem Fahrradfahren vergleicht. Auch Kraftwerk stehe nämlich für Dynamik und Bewegung: "The German word is vorwärts."

(hols)
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