Köln Rebecca Gablé entführt erneut ins Mittelalter

Köln · Die Mönchengladbacher Bestsellerautorin erzählt diesmal vom Schicksal der mächtigen Adelheid.

Allein der Anblick der schwer bewaffneten Panzerreiter muss furchterregend gewesen sein. Ausgerüstet mit silberglänzendem Schuppenpanzer oder Kettenhemd, Spangenhelm, Beinschienen, Holzschild, Lanze, Langschwert und dem Pferd natürlich zogen diese Kämpfer im Mittelalter in die Schlacht. Der ostfränkische König Otto I. (der Große) erlangte vor allem mit Hilfe seiner Reiterlegionen einst die deutsche Kaiserwürde und zuvor die italienische Krone. Im Jahr 951 sandte er einen seiner Getreuen in geheimer Mission nach Garda in Venetien. Panzerreiter Gaidemar sollte die dort eingekerkerte Adelheid von Burgund und Königin von Italien befreien. Hier beginnt der Roman "Die fremde Königin" von Rebecca Gablé. Anders als im Vorgängerbuch, "Das Haupt der Welt", in dem sich alles um den jungen Otto drehte, stellt die 52-jährige Mönchengladbacherin in ihrem neuen Werk eine Frau in den Mittelpunkt. "Die Geschichte von Adelheid, die als 20-Jährige an den Hof kam und zu einer der mächtigsten Herrscherinnen des Reichs aufstieg, hat mich fasziniert", sagt Gablé.

In "Die fremde Königin" führt sie die Leser an historisch bedeutende Orte wie Magdeburg, Quedlinburg, Worms, Augsburg, Mailand und Rom, zu wichtigen Kriegen wie die Schlacht auf dem Lechfeld, und sie erzählt von Brun, Erzbischof von Köln, Pfalzgraf Arnulf von Bayern und Gero von Merseburg, den "Slawenschlächter".

Gablé verknüpft gekonnt historische und fiktive Erzählstränge miteinander. Auch die erdachten Figuren wirken echt und lebensnah, die Dialoge sind schlüssig und an die Diktion der damaligen Zeit angepasst. Dank ihres lebendigen, schnörkellosen Stils und den klar gezeichneten Porträts gelingt es ihr, dem Leser trotz der Vielzahl der Haupt- und Nebenfiguren, Orte und Ereignisse mühelos im Lesefluss zu halten.

"Die fremde Königin" erzählt von Männerfreundschaft und Bruderzwist, Liebe und Grausamkeit, Sex und Tod, Treue und Verrat. Die Leser leiden mit dem unglücklich verliebten Gaidemar, freuen sich mit König Otto I. über die Versöhnung mit seinem Neffen, weinen mit Adelheid um ihre toten Kinder, verwünschen den arglistigen Bayern-Herzog Heinrich und bedauern den ungeschickt agierenden Königssohn Liudolf.

Etwa zwei Jahre arbeitete Rebecca Gablé an ihrem neuen Roman. Dabei reiste sie an Originalschauplätze und stützte sie sich auf zeitgenössische Literatur. "Meine wichtigste Quelle war die Sachsengeschichte des sächsischen Geschichtsschreibers Widukind von Corvey. Gute Dienste leistete mir auch der fast schon selber als historisch geltende Diercke Weltatlas", erzählt Gablé.

Im Nachwort schreibt Rebecca Gablé, dass sie den Roman vielleicht nicht geschrieben hätte, "hätte ich gewusst, in welchem politischen Klima dieser Roman erscheinen würde." Schließlich wird Otto der Große wegen seiner Siege über Ungarn seit Jahrhunderten von nationalsozialistischen Wirrköpfen, von Nazis und Rassisten als angeblicher Beleg für die Überlegenheit des deutschen Volkes missbraucht. Von dieser Deutung distanziere ich mich ausdrücklich."

(RP)
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