Erfolgreiche Historienverfilmung Renaissance — die Epoche der Borgias

Düsseldorf (RP). Renaissance bedeutet "Wiedergeburt" und bezeichnet den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Es ist vor allem die Zeit eines intellektuellen Aufbruchs. Im Europa des 15. und 16. Jahrhunderts erfolgt ein heftiger Modernisierungsschub in Kunst, Politik und Wirtschaft, der uns bis heute prägt. Die Historienverfilmung "Borgia", die derzeit mit großem Erfolg im ZDF läuft, versetzt zurück in diese Zeit.

Das passiert in der vierten Folge der "Borgia"
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Der Fugger-Kapitalismus

Auch ökonomisch war die Renaissance eine Zeit der Revolution. Das mittelalterliche Zinsverbot fiel, was den Aufstieg der Bankhäuser wie das der Fugger oder der Medici erst ermöglichte. Ein rasanter Wettbewerb entwickelte sich zwischen Staaten und Städten, Handelshäusern, Familien und Herrschern. Noch heute prägen Begriffe aus dem frühen italienischen Bankwesen wie Giro und Konto, Kredit und Bankrott unseren Wortschatz. Die Einführung der doppelten Buchführung erlaubte erstmals eine effiziente Kontrolle des wirtschaftlichen Erfolges und den Ausbau systematischer Handelsbeziehungen. Vor allem in den Städten kam es zu einer ökonomischen Blüte, und in wenigen Händen bündelte sich ungeheurer Reichtum. Jakob Fugger nannte man in ganz Europa "den Reichen". Unter seiner Führung kam das Familienunternehmen aus dem Schwäbischen zu Weltgeltung.

Kopernikus Weltbild

Seit fast anderthalb Jahrtausenden hatte das auch von der katholischen Kirche vertretene geozentrische Weltbild des Ptolemäus die abendländische Vorstellung geprägt, wonach die Gestirne sich um die Erde drehen. Nikolaus Kopernikus (1473-1543), ein Frauenburger Domherr, Jurist, Verwalter und Arzt im Dienste des Bistums Ermland in Preußen, führte erstmals mathematische Berechnungen dafür ins Feld, wonach es sich in Wirklichkeit andersherum verhalten müsse. In seinem Werk "De Revolutionibus Orbium Coelestium" beschrieb er das heliozentrische Weltbild des Sonnensystems, gemäß dem sich die Erde um die eigene Achse dreht und zudem wie die anderen Planeten um die Sonne bewegt. Das galt damals nicht mehr als Ketzerei, aber sehr wohl als Hirngespinst. Deswegen zögerte der Hobby-Astronom Kopernikus drei Jahrzehnte mit der Veröffentlichung seiner Theorie — er wollte sich nicht dem Spott des wissenschaftlichen Establishments aussetzen.

Gutenbergs Buchdruck

In die Renaissance fällt auch ein Quantensprung in der Informationstechnik: Johannes Gutenberg (1400 - 1468) ersann eine Druckerpresse mit beweglichen Metalllettern. Deren Verwendung revolutionierte die herkömmlichen Methoden der Buchproduktion und löste in Europa eine Medienrevolution aus. Erstmals konnten selbst umfangreiche Druckwerke maschinell und damit in großer Zahl und kurzer Zeit reproduziert werden. Gutenbergs Buchdruck breitete sich schnell in Europa und später in der ganzen Welt aus und gilt als ein Schlüsselelement der Renaissance. Denn erst der Buchdruck ermöglichte die weite Verbreitung der Ideen des Humanismus und der Reformation. Texte und damit auch Bildung wurden mit einem Schlag wesentlich mehr Menschen als zuvor zugänglich. 1997 wurde Gutenbergs Buchdruck deswegen vom US-Magazin Time-Life zur bedeutendsten Erfindung des zweiten Jahrtausends gewählt. Bis heute wird Gutenbergs wichtigstes Werk, die berühmte Gutenberg-Bibel, für ihre hohe ästhetische und technische Qualität gerühmt.

Leonardos neuer Mensch

Leonardo da Vinci (1452 — 1519) war das überragende Universalgenie einer Epoche, die viele großartige Künstler und Wissenschaftler hervorgebracht hat. Er war in gewisser Weise der Idealtyp des Renaissancemenschen. In seinem Werk rückte das Irdische, die Bedingungen der menschlichen Existenz auf Erden, in den Mittelpunkt des Interesses. Der christliche Glaube und die Hoffnung auf ein besseres Leben im Jenseits waren ihm weiter wichtig, ersetzten aber nicht länger die Beschäftigung mit der Gegenwart. Leonardo interessierte sich buchstäblich für alles: Biologie, Anatomie, Technik, Waffentechnik und Architektur. Er schuf vollendete Kunstwerke ebenso wie raffinierte technische Anlagen. Als Künstler der Renaissance beobachtet er messerscharf, analysierte und fertigte detailgetreue Studien an. Seine Notizbücher, Zeichnungen und Skizzen bestehen aus 6000 Blättern. Zu seinen Lebzeiten wurde davon jedoch beinahe nichts veröffentlicht.

Machiavellis Macht-Theorie

Die Renaissance ist eine Epoche, in der auch wichtige staatsphilosophische Werke entstanden, die die Politik mit einer Schärfe sezieren, die viele Zeitgenossen schockierte. Niccolo Machiavelli (1469-1527) war einer von jenen, die die Machtmenschen aufmerksam studierten. 1502 traf er persönlich Cesare Borgia, den skrupellosen Sohn von Papst Alexander VI. Die Begegnung soll ihn zu seinem berühmtesten Werk "Il Principe (Der Fürst)" inspiriert haben. Darin beschreibt Machiavelli, wie ein Herrscher politische Macht gewinnen und bewahren kann. Machiavellis kalte Analyse hat dafür gesorgt, dass sein Name bis heute mit der Rechtfertigung rücksichtsloser Machtpolitik unter Ausnutzung aller Mittel verbunden wird ("Machiavellismus").

Christoph Kolumbus entdeckt die Neue Welt

Christoph Kolumbus, einem genuesischen Seefahrer in spanischen Diensten, gelang 1492 die Landung in Amerika — eine Entdeckung, die die Verhältnisse in der Alten Welt schon sehr bald tiefgreifend verändern sollte. Die ungeheuren Reichtümer der neuen Kolonien veränderten in den folgenden Jahrzehnten das ökonomische und politische Gefüge Europas. Vor allem aber beförderte die Entdeckung der Neuen Welt den weiteren Aufstieg der damals schon vorherrschenden Seemächte Portugal und Spanien. Die Fäden dabei zog im Übrigen der Borgia-Papst. Auf Betreiben von Alexander VI. wurde 1494 zwischen den beiden rivalisierenden Ländern der Vertrag von Tordesillas geschlossen. Der Papst verhinderte damals eine bewaffnete Konfrontation zwischen diesen beiden damals bedeutendsten katholischen Mächten, indem er die Welt mit einem Federstrich in eine portugiesische und eine spanische Hälfte aufteilte.

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