Schauspieler Vadim Glowna tot

Mit Vadim Glowna starb einer der profiliertesten deutschen Charakterdarsteller. Wie seine Agentur erst gestern bekanntgab, erlag er in der Nacht zum Dienstag in einer Berliner Klinik einer kurzen schweren Krankheit. Der Tod riss den 70-jährigen Schauspieler und Regisseur aus einem bis zuletzt aktiven Künstlerleben. Noch vor wenigen Wochen sah man ihn als Kardinal in der Serie "Die Borgias" im deutschen Fernsehen.

Zu seinem markanten Kopf und dem robusten Körper schien seine eigentümlich zarte, fast brüchige Stimme nie so recht zu passen. Umso mehr ließ sie aufhorchen und prägte sich ein. Mit beeindruckender Sensibilität verkörperte Glowna Rebellen, Getriebene, Gescheiterte. In seinen Augen bewahrten diese Randfiguren "einen Rest von Freiheit". Er gab so oft den Bösewicht, dass er in den Augen vieler mit diesem Rollenbild fast verschmolz. Das wurde ihm nicht gerecht.

Fruchtbare Theaterjahre, über 160 Filmrollen und eindringliche Regiearbeiten kennzeichnen seinen kreativen Kosmos. Die Spuren reichen auch nach Düsseldorf: An der Kunstakademie besetzte Glowna 2000 eine Professur im Bereich Filmregie. Geboren wurde er 1941 in Eutin. Die Kindheit in Hamburg verlief entbehrungsreich. Nach abgebrochenem Theologiestudium schlug er sich als Seemann, Page und Taxifahrer durch, bis er durch eine Statistenrolle seine wahre Leidenschaft entdeckte.

Am Theater arbeitete er mit Gründgens, Peymann und Zadek. Er drehte Filme mit Claude Chabrol und Sam Peckinpah ("Steiner – Das eiserne Kreuz"), wirkte in Literaturverfilmungen wie Walsers "Ein fliehendes Pferd" und Bölls "Gruppenbild mit Dame" mit. Nach seinem Regiedebüt mit "Desperado City" (1981) fand Glowna Gefallen am Inszenieren. Für die Dokumentation "Tschechow in meinem Leben" reiste er mit seiner damaligen Frau Vera Tschechowa, mit der er 23 Jahre verheiratet war, nach Russland.

(RP)
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