Schimpansen-Film wegen Machart in der Kritik

Zwei Jahre lang haben Naturfilmer im afrikanischen Dschungel Schimpansen gedreht – und ungeahnte Wunder vor die Linse bekommen. Ins Kino kommt nun ein Film mit Happy End - das stößt auf Kritik. Wer den Disney-Naturfilm "Schimpansen" ansieht, wird wahrscheinlich reagieren, wie schon das Publikum in den USA: Was für niedliche Tiere! In Deutschland aber ist kurz vor dem Filmstart eine Debatte über den Wahrheitsgehalt dieses Films entbrannt, bei dem es im Kern um die Adoption eines verwaisten Schimpansen-Jungen geht.

Das Filmlabel Disneynature vermarktet den Film als wahre Geschichte, von der Natur geschrieben. Dagegen regte sich Widerstand. Der britische Tierfilmer Alastair Fothergill hält die ganze Diskussion für ein Problem der Auslegung des Wortes "wahr". "Uns war wichtig, dass der Film wissenschaftlich korrekt ist", sagte er. "Aber um die ganze Geschichte zu erzählen, mussten wir Szenen kombinieren." Das Team habe zwar 700 Tage im Dschungel der Elfenbeinküste gedreht – aber die Kinogeschichte erzähle einen Zeitraum von vier Jahren. Der kleine Schimpansen-Held habe allein deshalb mehrere Darsteller.

"Wir haben in einem gewissen Ausmaß konstruiert, aber es ist kein Fake", betont Fothergill. "Das ist ja alles im Urwald so passiert." Nur eben nicht chronologisch – und auch nicht am selben Ort, wie der Film suggeriert. Geplant gewesen sei keine Dokumentation wie fürs Fernsehen, berichtet der Naturfilmer, der viel für die BBC gearbeitet hat. "Kinobesucher wollen eine starke Geschichte und starke Charaktere. Darum ist es ein Spielfilm. Aber mit einem wahren Hintergrund." Der renommierte Primatenforscher Christophe Boesch vom Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie hat das Filmteam wissenschaftlich beraten. Seit mehr als 20 Jahren forscht er im afrikanischen Dschungel und hat Studien über das Verhalten der Schimpansen veröffentlicht. Sein größtes Anliegen sei es, die bedrohten Tiere zu schützen – und ihnen eine Lobby zu verschaffen. Nun wirkt Boesch überrumpelt von der Medienschelte. Die Geschichte basiere, auch wenn sie konstruiert sei, auf "wahrem Schimpansen-Verhalten", sagt Boesch. Wissenschaftlich sei das also korrekt.

(dpa)
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