Düsseldorf "Schön war die Zeit" - Roger Whittaker wird 80

Düsseldorf · Roger Whittaker ist einer der bemerkenswertesten Ohrwurmzüchter, die es gibt in diesem komischen Biotop, das man Pop nennt. Ich kenne seine Lieder ausschließlich aus dem Fernsehen, ich habe nie eines im Radio gehört und nie von Platte, immer nur in "Melodien für Millionen", "Fernsehgarten" und "Hitparade im ZDF". Ich habe fasziniert zugesehen, wenn er auftrat in den 80ern - auch wenn das zumeist daran lag, dass ich mich nicht auf die Aufnahmetaste meines Kassettenrekorders konzentrieren musste wie bei Nena und Falco, die in diesen Sendungen vor und nach ihm auftraten.

Er sah aus wie der Bofrost-Mann, der uns damals die tiefgefrorenen Apfelringe brachte, und tatsächlich sang Whittaker in Hits wie "Wenn es dich noch gibt" (1983) und "Abschied ist ein scharfes Schwert" (1984) der Mittelschicht aus dem entzündeten Herzen. "Fast wie im Rausch flog jede Stunde dahin", heißt es in "Schön war die Zeit", und das wichtigste Wort ist hier das "fast", denn es zeigt, dass da jemand bei aller Ekstase nicht zu spät zur Arbeit kommen möchte. Whittaker wurde als Brite in Nairobi geboren, er studierte Medizin, brach ab und begann ein Studium der Meeresbiologie in Wales. Er konnte kein Deutsch, was die heitere Noblesse erklärt, mit der er seine Texte vortrug. Er wurde rasch einer der beliebtesten Sänger hierzulande - 250 Goldene Schallplatten bezeugen das. Sein "R" klang auf sympathische Weise knubbelig, und wenn man ihm mal keinen Plexiglas-Barhocker hingestellt hatte, ging er einfach singend im TV-Studio herum. Das Mikro trug er dabei so vorsichtig vor sich her wie einen Strauß frisch gepflückter Maiglöckchen.

Er ist seit 1964 mit seiner großen Liebe verheiratet, er hat fünf Kinder und lebt in Südfrankreich. Heute wird er 80, und seine neue CD heißt "Alles Roger". Mehr Glück geht nicht. Möge alles bleiben, wie es ist.

(hols)
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