Serbien: Gute Laune mit Nina

Sie sieht ein bisschen aus wie früher Twiggy: kurze, ganz hellblonde Haare, schlank, knappes enges Kleid. Um sie herum eine Deko wie die Mode in den 60er Jahren war und gerade wieder aktuell wird: Knallorange und Türkis wechseln sich bei Kleidern und Bühnenbild ab. In diesem Umfeld fühlt sich die 21-jährige Pharmaziestudentin Nina offenbar ganz wohl. Sie singt inbrünstig ihren Funky-Swing-Titel "Caroban", schlägt immer wieder die extrem langen Kunstwimpern auf und nieder und bewegt sich harmonisch im Takt mit ihren Mit-Tänzerinnen. Der Song ist eingängiger Pop-Mainstream – was nichts Schlechtes heißen muss. Nina singt für Serbien – und ist damit Vertreterin einer ganz neuen Song-Contest-Generation ihres Heimatlandes.

Als selbstständiges Land ist Serbien zum fünften Mal dabei. Zum Start direkt mit einem beachtlichen Sieg: Marija Serifovic landete mit "Molitva" (deutsch: Gebet) im Jahr 2007 mit der fünfthöchsten Punktzahl der ESC-Geschichte (268) auf Platz eins, so dass Serbien 2008 den Contest ausrichtete. Im vergangenen Jahr beim Wettbewerb in Oslo landete Milan Stankovic mit "Ovo je Balkan" auf dem 13. Platz.

Die ESC-Geschichte Serbiens reicht als Teil von Jugoslawien bis 1961 zurück. Damit war Titos Jugoslawien das einzige Land aus dem östlichen Europa, das vor der politischen Wende von 1989/1990 am Song Contest teilnahm. 1989 gewann Riva mit dem Song "Rock Me", danach richtete Kroatien den Wettbewerb aus und lud nach Zagreb. Die Balkankriege beendeten dann auch das Engagement von Jugoslawien beim Song Contest. 2004 und 2005 traten Serbien und Montenegro gemeinsam an, 2006 sagte sich Montenegro von Serbien los, beide Länder machten getrennt beim Song Contest mit.

Musik spielt in Serbien eine große Rolle: Im Laufe der Jahrhunderte entstand Blechblasmusik. Die Volksmusik spielt vor allem auf dem Land eine große Rolle. Am meisten lieben die Serben aber dne "Turbo-Folk", der nach dem Zerfall von Jugoslawien entstanden ist. Dabei wird osteuropäische Musik mit der heimischen Volksmusik gemischt, zuletzt angereichert mit amerikanischem Hip-Hop. Nina, die gebürtig Danica Radojcic heißt, wurde auf YouTube entdeckt und zum Finale des ESC-Entscheids eingeladen. In ihrem Lied geht es um eine Frau, die an einem Wintertag genervt ist, nur unhöfliche Menschen trifft und vor ihrer Haustür steht. Plötzlich gehen die Sonne, der Mond und die Sterne gemeinsam auf, weil ihr Mann ihr die Tür öffnet. "Wenn er mich umarmt, ist alles okay. Mein Mann ist magisch. Er hellt meine Dunkelheit mit bunten Farben auf." Und genauso kommt sie auch rüber: fröhlich und bunt.

Und so will sie am 10. Mai beim Semi-Finale auch wirken, wenn sie auf Platz 6 startet.

(RP)
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