Düsseldorf So schützt man sich vor Fälschungen

Düsseldorf · Eine Düsseldorfer Diskussion über den Kunstmarkt förderte erstaunliche Thesen zutage.

Wo immer von Gegenwartskunst die Rede ist, fällt über kurz oder lang der Name Falckenberg. Der Hamburger Unternehmer und Jurist Harald Falckenberg (Jahrgang 1943) zeichnet sich nicht nur durch seine Kollektion von Werken zwischen Tom Wesselmann und Jonathan Meese aus; er fällt auch durch zuweilen überraschende Äußerungen über den Kunstmarkt auf. So verwundert es nicht, dass er der heimliche Star einer vom "Handelsblatt" einberufenen Podiumsdiskussion im Düsseldorfer Museum K 21 war, die dem Thema "Kunst als Kapital" galt.

Der Abend wurde zu einer Tour d'horizon, bei der Falckenberg die Pointen setzte. Falckenberg über den "Fall Achenbach": "Diejenigen, die über Helge Achenbach Kunst erworben haben, arbeiten in Unternehmen, in denen alles, aber auch alles kontrolliert wird. Sobald sie ihre Büros verlassen, sind sie gutgläubig, gehen Risiken ein. Jeder hätte ihnen sagen können, wer Achenbach ist."

Falckenberg zur Frage, welche Kunst zu kaufen sich lohne: "Alle Künstler schimpfen auf andere Künstler. Wenn aber einer mal einen anderen Künstler empfiehlt, sollte man das ernst nehmen."

Falckenberg über die Gefahr, auf eine Fälschung hereinzufallen: "Der beste Schutz vor Fälschungen ist der Kauf von Gegenwartskunst: Man kennt die Künstler persönlich."

Falckenberg über den verbreiteten Vorwurf, Kunstsammler seien Spekulanten: "Erstens: Ist in einer Niedrigzinsphase Geldanlage eine Spekulation? Zweitens: Nach meiner Erfahrung sind es nicht einmal zehn Prozent der Sammler, die aus ihrer Kollektion Kunst verkaufen und neue erwerben in der Absicht, Gewinn zu machen."

Der Düsseldorfer Galerist Hans Mayer - "Niemand hat in Deutschland so viele Warhols verkauft wie ich" - räumte mit einem anderen Vorurteil auf; demjenigen, Kunstkauf diene der Geldwäsche: "Es gibt kein Schwarzgeld mehr. Mit Cash können Sie im europäischen Raum gar nichts mehr machen - außer ins Restaurant gehen. Alle Sammler kaufen ihre Kunst mit regulär erworbenem Geld." Mayer wusste auch die Frage zu beantworten, warum die Preise auf dem Kunstmarkt in die Höhe geschossen sind: "Es ist einfach zu viel Geld unterwegs. Das verfremdet die Atmosphäre."

Im Eingangsreferat von "Handelsblatt"-Redakteurin Susanne Schreiber hatte das Thema Geldwäsche eine andere Färbung: Angeblich würden 50 Prozent der Verkäufe mit unversteuertem Geld getätigt; deshalb würden sich wohl auch nicht alle Opfer Achenbachs melden.

Die Düsseldorfer Künstlerin Katharina Sieverding suchte der These etwas entgegenzusetzen, dass Künstler sich den Anforderungen des Marktes unterordnen: Sie seien unabhängig vom Boom. Wahre Kunst entziehe sich der Ökonomie.

Marion Ackermann, Hausherrin des K 21, wandte sich gegen eine Ökonomisierung der Kunst insofern, als sie sich gegen den Verkauf von Kunst aus öffentlichem Besitz aussprach. Und wenn schon Kunst verkauft werde, solle der Erlös wenigstens wieder in Kunst angelegt werden. Zu diesem Thema sei eine gesellschaftliche Debatte fällig.

Die Diskussion um den Verkauf der Warhol-Bilder aus dem Besitz des Aachener Spielcasinos weist bereits den Weg.

(RP)
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