Berlin So vielfältig wird die neue Opern-Spielzeit

Berlin · Werke von Richard Strauss, der vor 100 Jahren geboren wurde, beherrschen die Spielpläne. Es gibt aber auch Raritäten.

Der einst in Köln gefeierte Uwe Eric Laufenberg startet mit hohen Erwartungen als Intendant in Wiesbaden, der für seine Inszenierungen an Frank Castorfs Volksbühne geschätzte Herbert Fritsch inszeniert an der Komischen Oper Berlin und der Filmemacher Andreas Dresen führt Regie an der Bayerischen Staatsoper München - neun Jahre nach seinem Opernregie-Debüt in Basel. Das sind nur ein paar Highlights aus der kommenden Musiktheater-Saison. An vielen Häusern steht nach wie vor viel von Jubilar Richard Strauss im Programm. Der Komponist wäre am 11. Juni dieses Jahres 150 geworden. Eine Auswahl nach bedeutenden Bühnen (das Datum in der Klammer ist das angekündigte Premierendatum): Berlin, Komische Oper Im "Opernhaus des Jahres" der Saison 2012/13 inszeniert Intendant Barrie Kosky "Die schöne Helena" von Jacques Offenbach (11. Oktober), "Eine Frau, die weiß, was sie will!" von Oscar Straus (30. Januar) sowie "Moses und Aron" von Arnold Schönberg (19. April). Der an der Volksbühne für "Die (s)panische Fliege" und "Murmel Murmel" gelobte Herbert Fritsch inszeniert erstmals an der Komischen Oper, und zwar Mozarts "Don Giovanni" (30. November). Als Doppelabend nach dem Motto "Italienische Komödie trifft ungarisches Psychodrama" bringt der oft als Skandalregisseur bezeichnete Spanier Calixto Bieito "Gianni Schicchi / Herzog Blaubarts Burg" (1. März) von Puccini und Bartók auf die Bühne. Das Operetten-Revival geht konzertant weiter mit Emmerich Kálmáns "Arizona Lady" mit Katharine Mehrling als Rancherin (21. Dezember). Neben zehn Premieren sind 13 Wiederaufnahmen angekündigt, darunter Erfolge wie "Clivia", "Ball im Savoy", "West Side Story" und die stummfilmartige "Zauberflöte" (siehe auch Düsseldorf). Berlin, Staatsoper Inzwischen in der fünften Spielzeit gastiert die Staatsoper im Schiller Theater und nicht in ihrem Haus Unter den Linden, wo sich die Renovierungsarbeiten hinziehen. Zum Auftakt und zum 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs hat der Regisseur Christoph Marthaler mit Sängern, Schauspielern und Instrumentalisten ein Musik-Theaterprojekt entwickelt: "Letzte Tage. Ein Vorabend" (seit 2. September). Alvis Hermanis inszeniert die Oper "Tosca" (3. Oktober) - Daniel Barenboim dirigiert dabei erstmals eine Puccini-Oper. Weitere Highlights: Claus Guth inszeniert die Britten-Oper "The Turn of the Screw", Michael Thalheimer den "Freischütz" (18. Januar) von Weber und Hans Neuenfels die Strauss-Oper "Ariadne auf Naxos" (14. Juni).

Berlin, Deutsche Oper Bis Ende November ist das Haus an der Bismarckstraße in Berlin-Charlottenburg wegen Arbeiten nicht bespielbar. Auf dem Oberdeck des Parkhauses kam jetzt "Oresteia" von Iannis Xenakis zur Aufführung. Danach führen einige Premieren in die Philharmonie: Meyerbeers "Dinorah" (1. Oktober), Strauss' "Ariadne auf Naxos" (14. Oktober) und Donizettis "Roberto Devereux" (5. November). Im Haus der Berliner Festspiele soll Benjamin Brittens Oper "Die Schändung der Lucretia" (14. November) gastieren, inszeniert von Fiona Shaw. Am 27. November soll das Ensemble der Deutschen Oper wieder zurück auf seine Bühne können. Es folgen dann eine Osloer Produktion der Schostakowitsch-Oper "Lady Macbeth von Mzensk" (25. Januar) in der Regie von Ole Anders Tandberg sowie Inszenierungen von Rolando Villazón (Puccinis "La Rondine", 8. März) und von Philipp Stölzl (Gounods "Faust", 19. Juni). Als Deutschlandpremiere kommt die 2007 in Paris uraufgeführte Choreografie von Sasha Waltz zu "Romeo und Juliette" (18. April) nach der Oper von Hector Berlioz.

Hamburg, Staatsoper Die Opern-Intendantin Simone Young (53) will in ihrer letzten Spielzeit in der Hansestadt "auf keinen Fall eine Retrospektive machen". Ihr Nachfolger soll 2015 der frühere Münchner Generalmusikdirektor Kent Nagano (62) werden. Zum Abschluss der zehnten Spielzeit der Australierin Young steht die Uraufführung der Auftrags-Oper "la bianca notte/die helle nacht" (10. Mai) an - Musik: Beat Furrer. Außerdem zum Beispiel im Programm: Der Zürcher Intendant Andreas Homoki inszeniert Verdis "Luisa Miller" (16. November) und Karoline Gruber die Korngold-Oper "Die tote Stadt" (22. März).

München, Bayerische Staatsoper Die Bayerische Staatsoper hat wieder einige Highlights in ihrem Programm. So inszeniert Altmeister Hans Neuenfels Puccinis "Manon Lescaut" (15. November) und der Filmemacher Andreas Dresen ("Halbe Treppe", "Halt auf freier Strecke") die Strauss-Oper "Arabella" (6. Juli). Der Generalmusikdirektor Kirill Petrenko übernimmt unter anderem bei den Neuproduktionen der Donizetti-Oper "Lucia di Lammermoor" (26. Januar) und der Alban-Berg-Oper "Lulu" (25. Mai) die musikalische Leitung.

Wien, Staatsoper Sechs Opernpremieren sind angesetzt. Kasper Holten inszeniert "Idomeneo" von Wolfgang Amadeus Mozart (5. Oktober), es dirigiert Christoph Eschenbach. Außerdem soll der einst in Köln im Streit gegangene und neue Wiesbadener Intendant Uwe Eric Laufenberg Richard Strauss' "Elektra" inszenieren (29. März). Darüber hinaus stehen Modest Mussorgskis "Chowanschtschina" (15. November), Verdis "Rigoletto" (20. Dezember), Donizettis "Don Pasquale" (26. April) sowie als österreichische Erstaufführung "The Tempest" (14. Juni) von Thomas Adès auf dem Programm.

Zürich, Opernhaus Intendant Andreas Homoki, der in seinen beiden ersten Zürcher Spielzeiten bislang unter anderem Wagners "Fliegenden Holländer (als Koproduktion mit der Mailänder Scala und der Staatsoper Oslo) sowie Schostakowitschs "Lady Macbeth von Mzensk" oder Beethovens "Fidelio" als Regisseur auf die Bühne gebracht hat, inszeniert nun in seiner dritten Spielzeit die Oper "Juliette ou La clé des songes" (14. Februar) des Tschechen Bohuslav Martinu. Weitere Highlights: Die Mainzer Operndirektorin Tatjana Gürbaca inszeniert zum Beispiel "Die Zauberflöte" (7. Dezember), Jan Philipp Gloger bringt Vivaldis fast vergessenes Stück "La verità in cimento" (25. Mai) auf die Bühne und Christof Loy "I Capuleti e i Montecchi" (21. Juni) von Bellini.

Dresden, Semperoper An der in der Intendanz verwaisten, zurzeit vom Kaufmännischen Geschäftsführer Wolfgang Rothe geleiteten Semperoper ist unter anderem Claude Debussys Oper "Pelléas et Mélisande" (24. Januar) angekündigt - Inszenierung: Àlex Ollé vom katalanischen Theaterkollektiv La Fura dels Baus. Chefdirigent Christian Thielemann übernimmt die musikalische Leitung bei Strauss' "Arabella" (7. November; im Rahmen der Richard-Strauss-Tage) und bei der romantischen Oper "Der Freischütz" (1. Mai) von Carl Maria von Weber in der Regie von Axel Köhler.

Frankfurt/Main, Oper Zehn neue Produktionen im großen Haus stehen an. So inszeniert beispielsweise Tina Lanik "La sonnambula" (30. November) von Vincenzo Bellini, der Bochumer Schauspielhaus-Intendant Anselm Weber "Die Passagierin" (1. März) von Miecyslaw Weinberg und Claus Guth den "Rosenkavalier" (24. Mai) von Richard Strauss. Düsseldorf/Duisburg, Rheinoper Die Deutsche Oper am Rhein bringt jetzt die Komische-Oper-Berlin-Übernahme von Mozarts "Zauberflöte" in der Inszenierung von Barrie Kosky/Suzanne Andrade in die Düsseldorfer Oper (seit vergangener Woche); in Duisburg war sie bereits. Regisseur Dietrich Hilsdorf wagt außerdem seine erste Richard-Strauss-Inszenierung: "Ariadne auf Naxos" (27. September). Besonderheiten dürften zudem die "Werther"-Inszenierung in Duisburg werden, Prokofjews Oper "Der feurige Engel" (13. Juni) in der Inszenierung von Immo Karaman sowie die Uraufführung von Jörn Arneckes Kinder-Musiktheater "Ronja Räubertochter" (26. Februar Duisburg, 26. März Düsseldorf).

Köln, Opernhaus Die Oper Köln ist nach wie vor ausgelagert - hauptsächlich in ein ehemaliges Musical-Zelt, genannt Oper am Dom. Auf dem Programm in der letzten Spielzeit "im Interim" stehen zum Beispiel die Oper "Solaris" (2. November) nach einem Libretto des kürzlich gestorbenen Reinhard Palm nach dem Roman von Stanislaw Lem. Außerdem übernimmt Köln eine "Zauberflöte" (6. Dezember) der Oper Straßburg oder führt konzertant etwa "Die lustige Witwe" auf. Renaud Doucet inszeniert außerdem "Arabella" (25. April) von Strauss, und die spanische Gruppe La Fura dels Baus präsentiert am Rheinufer "Das Lied der Frauen vom Fluss" (16. Mai) mit Kompositionen aus fünf Jahrhunderten.

Essen, Aalto-Musiktheater Zum Repertoire gesellen sich im Aalto-Musiktheater in der Ruhrgebietsmetropole Essen fünf Premieren: etwa Puccinis "Manon Lescaut" (4. Oktober) in einer Inszenierung von Stefan Herheim und Mozarts "Idomeneo, Rè di Creta" (29. November) vom erfolgreichen Regisseur Francisco Negrin. Außerdem: "Le Grand Macabre" (14. Februar) von György Ligeti, die Strauss-Oper "Die schweigsame Frau" (14. März) und "Rusalka" (23. Mai) von Dvořák.

(dpa)
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