Leverkusen Sponsoren wollen Museum Morsbroich retten

Leverkusen · Bis vor Kurzem drohte dem Leverkusener Haus die Schließung. Jetzt plant der Museumsverein sogar einen Neubau nebenan.

Die Vision ist eine elektronisch gezeichnete Luftaufnahme. Unten erkennt man innerhalb eines Wassergrabens Schloss Morsbroich, den Sitz des Leverkusener Museums für moderne Kunst. Über den oberen Teil des Grabens führt eine kleine Brücke, die wiederhergestellt werden müsste, zu einem Quadrat. Es kennzeichnet einen dreigeschossigen Neubau, der das Stammmuseum durch klimatisierte Flächen für Ausstellungen zur klassischen Moderne und für eine Präsentation der eigenen Sammlung ergänzen soll. Rechts davon schaut man auf einen künftigen Spielplatz im Freien, und oberhalb des Museums dehnt sich ein ins Grüne gebetteter Parkplatz aus, der den bisher bestehenden ergänzen soll.

Schöne Aussichten für ein Museum, das bis vor Kurzem noch von Schließung bedroht war. Vor zwei Jahren hatte die von der Gemeindeprüfungsanstalt NRW beauftragte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG vorgeschlagen, eine Schließung des Museums in Betracht zu ziehen mit dem Ziel, zur Sanierung des kommunalen Haushalts beizutragen. Bundesweit regte sich Protest, und der Museumsverein bot der Stadt an, ein Konzept zur Rettung des Museums zu erarbeiten.

Wer damit gerechnet hatte, dass sich dieses Konzept als Bündel kleinlicher Sparmaßnahmen erweisen würde, hat sich getäuscht. Stattdessen geht es um eine ganzheitliche Nutzung von Schloss, Museum und umgebenden Parkanlagen. Kinder, Mittagessensgäste, Spaziergänger und Freunde der Kunst sollen gleichermaßen etwas erleben können, nach Möglichkeit gemeinschaftlich. Zu diesem Zweck soll in Neuerungen wie den Museumsbau investiert werden, in eine Wiederherstellung des verödeten Parks, in einen Skulpturen- und einen Naturdenkmal-Lehrpfad, in einen neuen Gartensaal in den Remisen sowie in ansprechende Gastronomie.

Vier Märkte im Jahr rund um das Schloss, etwa ein Garten-, Kunsthandwerker- und Weihnachtsmarkt, sollen dem Areal zusätzlich Publikum zuführen und neue Einnahmequellen erschließen. Auch soll der Spiegelsaal des Schlosses besser vermarktet werden und das Museum als Eigenbetrieb geführt werden. Das Konzept verzeichnet penibel, mit welchen Kosten und welchen Erträgen zu rechnen ist, und nennt als größten Einzelposten den "Zubau" neben dem Schloss mit Kosten von 9,6 Millionen Euro. Acht Fördertöpfe sollen für die Finanzierung bereitstehen. Doch wie die Geldgeber heißen, darüber mochten die Vorstandsmitglieder des Museumsvereins noch nichts verlauten lassen, als sie jetzt dem Oberbürgermeister der Stadt Leverkusen, Uwe Richrath (SPD), ihre 150 großformatige Seiten umfassenden Vorschläge überreichten.Professor Christian Strenger jedenfalls, Aufsichtsrat der Deutschen Asset and Wealth Management Investment GmbH in Frankfurt, kennt die Sponsoren alle. Nachdem Manfred Hüttemann als Mitglied des Projektausschusses zuvor betont hatte, dass alle Bausteine der Vorschlagsliste auch einzeln verwirklicht werden könnten, zielte Strenger unverkennbar auf den großen Wurf. Nur damit lasse sich in Leverkusen eine wirkliche Attraktion schaffen.

Die Frage, ob sich eine solche Attraktion zwischen den Kunstmetropolen Köln und Düsseldorf behaupten könne, ging am Ende ein wenig unter. Museums-Chef Markus Heinzelmann gestand im Gespräch mit unserer Redaktion zu, dass seit der Eröffnung des Kölner Ludwig-Museums und des Neubaus der Düsseldorfer Kunstsammlung NRW im Jahr 1986 Leverkusen und Krefeld nicht mehr die beherrschenden Zentren für Gegenwartskunst in der Region seien und dass sich anders als in den großen Nachbarstädten in Leverkusen ein Museumsbesuch nicht mit einem kulturellen Stadtbummel verbinden lasse. Doch setzt er Hoffnung auf die Verbindung von Kinderspielplatz, Natur- und Kunsterlebnis, wie sie nur Leverkusen bieten könne. Im Übrigen verwies er darauf, dass der Museumsneubau die Stadt Leverkusen keinen Euro kosten würde.

Vom bürgerschaftlichen Engagement für Schloss Morsbroich hatte sich zuvor schon Oberbürgermeister Richrath beeindruckt gezeigt. Dadurch sei eine neue Situation eingetreten. Bislang hatte Richrath wenig Begeisterung für einen Erhalt des Museums erkennen lassen. Auch klang bei der Präsentation mehrfach an, dass der Museumsverein mit seinem Konzept in weiten Teilen lediglich den vom Rat der Stadt schon 2008 beschlossenen, aber vernachlässigten Kulturentwicklungsplan mit Leben erfüllt habe. Jetzt wird sich der Stadtrat, wie der Oberbürgermeister versprach, "zeitnah" mit den Vorschlägen des Museumsvereins befassen - Vorschlägen, die man auch von der Stadt Leverkusen hätte erwarten können.

Der Fall Morsbroich wird sicherlich weiterhin republikweit Aufmerksamkeit auf sich ziehen - als Beispiel dafür, wie kleine und mittlere Museen durch private Hilfe auch im 21. Jahrhundert überleben können. Vorausgesetzt, der Plan geht auf.

(B.M.)
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