Tipps für Autofahrten mit Kindern Wann sind wir endlich da?

Düsseldorf · Wer eine lange Autofahrt mit Kindern plant, sollte sich gut vorbereiten. Vier Kulturtipps gegen Langeweile auf der Rückbank.

Das sind die beliebtesten Retro-Reisespiele
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Foto: DVR

In der nächsten Woche beginnen die Ferien, und wer mit Kindern verreist und das auch noch im Auto, mag sich bereits jetzt fragen: Wie halten wir sie nur ruhig bis Domburg? Wie beschäftigen wir sie bloß bis Frankreich? Einige werden nun sagen, so eine lange Fahrt sei doch eine schöne Gelegenheit, mal miteinander zu reden oder gemeinsam aus dem Fenster zu sehen und zusammen versonnen zu sein. Wenn indes bereits nach einer Stunde oder weniger die klassischen Sätze "Mir ist schlecht" oder "Wann sind wir da?" gesprochen werden, liegt zwischen gut und gut gemeint ein kaum zu überwindender Graben.

"ICH BIN EINE PUNK-KATZE"

Zum Glück gibt es einige Angebote, die weite Reisen verkürzen können. Das Hörspiel "Die Eule sucht den Beat"etwa. Es geht darin um eine kleine Wald-Eule, die von einer schönen Melodie geweckt wird, und nun möchte sie wissen, woher die kommt. Sie begibt sich also auf eine Reise in die Klangwelt, sie lernt die verschiedenen Genres populärer Musik kennen, und für jedes davon steht ein anderes Tier. Eine Fliege erklärt das Prinzip des Pop, ein Papagei bringt ihr Reggae nahe, und eine Katze vermittelt den Punk: "Bist du eine Katze?" - "Ich bin eine Punk-Katze. Und als Punk findet man doof, was andere gut finden." - "Und was findest du gut?" - "Laute Musik."

Das Hörspiel ist liebevoll gemacht, und es hat den Vorteil, dass Eltern nicht mit den Augen rollen, wenn sie die CD erneut einlegen sollen. Die Handlung wird in jedem Kapitel von einem Song unterbrochen, in dem die eben erläuterten Grundlagen eines Genres noch einmal vor Augen geführt werden: Ach, so funktioniert das! Diese Lieder sind Ohrwürmer, das schon, aber keine Nervensägen wie in vielen anderen Kinderhörspielen. Man selbst lernt einiges dazu, und man ärgert sich, dass man nicht auch auf die Idee gekommen ist, so ein Hörspiel zu schreiben. Kinder mögen die Charaktere der Tiere, die allesamt charmant sind, ein bisschen verblasen und auf sympathische Weise verschroben.

Ein gutes Stündchen läuft diese CD, und man sollte sich darauf einstellen, dass die Kinder sie danach von vorne hören möchten. Wer Ruhe vorzieht, kann dem Kind ausnahmsweise das Smartphone oder Tablet übergeben. Es gibt eine App, die so toll ist, so fordernd und gescheit, dass auch diejenigen Mütter und Väter keine Einwände haben dürften, die es eigentlich nicht so gerne sehen, wenn das Kind wie in Trance über einen Bildschirm wischt.

"Bridge Constructor" heißt das Spiel, das wie nahezu jede hochwertige Kinder-App, der man vertrauen kann, etwas kostet - nämlich 1,99 Euro. Man lernt darin, Brücken zu bauen und dabei die Statik mit einzurechnen. Jede Station zeigt eine Schlucht, in der es einen Fluss oder einen Abgrund zu überwinden gilt, und aus einem begrenzten Vorrat an Materialien wie Holz, Seilen und Stahl muss man eine tragfähige Brücke konstruieren. Ob das Konstrukt hält, kann man testen, indem man entweder Autos oder Lkw hinüberfahren lässt. Je schwerer das Fahrzeug, desto höher die Punktezahl. Man kann damit nur schwer aufhören, und es gibt Eltern, die sich mit ihren Kindern darum streiten, "Bridge Constructor" spielen zu dürfen.

"RONJA RÄUBERTOCHTER" UNGEKÜRZT

Bei solchen Spielen ist es allerdings irgendwann so, dass die Lider schwer werden, dass man müde wird, und wenn man dann immer noch nicht am Urlaubsort angekommen ist, könnte es Zeit sein für ein Hörbuch. Das herrlichste von allen ist - zumindest für den Moment - dieses: "Ronja Räubertochter" von Astrid Lindgren. Das wurde kürzlich zum ersten Mal ungekürzt eingelesen, und zwar von Ulrich Noethen. Der Schauspieler macht das großartig, das sind fünfeinhalb reiche Stunden im Mattiswald. "In der Nacht, als Ronja geboren wurde, rollte der Donner über die Berge", so geht die Geschichte los, das ist schon mal ein toller Anfang, und dann wimmelt es in der Luft von Grausedruden, Wilddruden und Graugnomen. Wenn man dann immer noch nicht da ist, sollte man dieses tolle Malbuch auspacken: "Kinder Künstler Reisebuch" des Labors Ateliergemeinschaft. Das ist hervorragend illustriert, weil zum Autoren-Team auch Philip Waechter gehört, einer der wunderbarsten Zeichner im Land und außerdem Sohn des großen F. K. Waechter. Man kann darin malen und ausfüllen, hineinschreiben und basteln. Es gibt einen Tagebuchteil in diesem Band, Beschäftigungsspiele und kleine Aufgaben.

Wenn man Glück hat, erreicht man das Fahrziel just in dem Moment, da man sich ärgert, dass man von diesem Buch nicht zwei gekauft hat. Eins fürs Kind und eins für sich selbst.

(RP)
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