Tom Hanks als Kapitän in Bedrängnis

Der soeben auf DVD erschienene Film "Captain Phillips" beruht auf wahren Begebenheiten. Entstanden ist ein Thriller über die Entführung des US-Containerschiffs "Maersk Alabama". Tom Hanks überzeugt in der Titelrolle.

Die Piraten kommen immer näher. Entschlossen. Bedrohlich. Wie soll eine unbewaffnete Crew vier bewaffnete Piraten stoppen? Vielleicht mit Leuchtraketen. Der erste Schuss auf das Boot der Angreifer.Daneben. Noch mal. Wieder vorbei. Die letzte Hoffnung ruht auf den Wasserschläuchen. Ein Schlauch bricht nach oben weg. Die Piraten nutzen die Lücke. Sie docken ihre Leiter an und betreten das Schiff. Der Widerstand ist zwecklos. Die "Maersk Alabama" ist in der Hand von Somalischen Piraten. Es ist der Anfang einer fünftägigen Höllenfahrt – besonders für Kapitän Richard "Rich" Phillips.

Der Hollywood-Blockbuster "Captain Phillips" beschreibt in 134 atemberaubenden Minuten die Entführung des US-Containerschiffs "Maersk Alabama" und ihres Kapitäns. Gespielt wird Phillips vom zweifachen Oscar-Preisträger Tom Hanks. In dem Film soll das Containerschiff Fracht- und Hilfsgüter von Oman nach Kenia bringen. Vor der Küste Somalias wird der Frachter von Piraten attackiert. Der erste Angriff scheitert. Beim zweiten Versuch kapern dievier Piraten das Schiff. Ihr Ziel: Geld und Geiseln. Fortan ist Muse (Barkhad Abdi), von den anderen Piraten lediglich "der Dürre" genannt, der neue Kapitän. Das macht er der 20-köpfigen Crew unmissverständlich klar.

Die Piraten fliehen schließlich mit dem Sicherheitsboot des Schiffes. Sie stehlen 30 000 US-Dollar und nehmen Philipps als Geisel. Für ihn wird die Entführung zum Horrorszenario: Hitze, Enge, zunehmende Todesangst. Die US-Kriegsschiffe rücken an, die Spezialeinheiten der Navy Seals machen sich bereit. Sie haben den Befehl, dass die Piraten die somalische Küste nicht mit ihrer Geisel erreichen dürfen. Die Situation spitzt sich zu. Die Piraten drohen, Phillips zu töten.

Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit. 2009 wurde der Frachter gekapert, Phillips gekidnappt. Die fünftägige Geiselnahme endete blutig. Phillips schrieb ein Buch über seine Höllenfahrt. So entstand auch das Drehbuch. "Captain Phillips" war für sechs Oscars nominiert, ging aber leer aus. Schuld ist die übermächtige Konkurrenz. In den Kategorien Bester Film, Bestes adaptiertes Drehbuch, Bester Schnitt, Bester Ton und Bester Tonschnitt waren die Chancen gegen die Favoriten und letztendlichen Abräumer "Gravity" und "12 Years A Slave" von vornherein sehr gering.

Das gilt auch für Barkhad Abdi, der in der Kategorie Bester Nebendarsteller als Laienschauspieler gegenüber Jared Leto ("Dallas Buyers Club") das Nachsehen hatte. Die übermächtige Oscar-Konkurrenz zeigt sich auch daran, dass Tom Hanks für seine großartige Darbietung erst gar keine Nominierung als Bester Hauptdarsteller erhielt.

Dass solch ein Film keinen Oscar und auch keinen Golden Globe erhielt, ist trotz der großen Konkurrenz und überschwänglicher Kritiken nur schwer verständlich. Der britische Regisseur Paul Greengrass, verantwortlich für die Agenten-Thriller "Die Bourne Verschwörung" und "Das Bourne Ultimatum", hat ohnegroße Effekte einen Hochkaräter geschaffen. "Captain Phillips" ist mehr eine Dokumentation als ein Action-Thriller – und gerade deshalb so fesselnd. Greengrass zeichnet die Piraten als Menschen, die der Welt der Armut entkommen wollen, dabei aber brutal sind und von Gier getrieben. Die somalischenLaienschauspieler um Barkhad Abdi verkörpern die Seeräubermit viel Authentizität.

Tom Hanks begeistert als "Rich" Phillips. Verantwortungsvoll, stark in seiner Art, mutig, immer gefasst. Eigentlich. Die Entführung nagt an Phillips, physisch wie psychisch. Einen dritten Oscar, zumindest aber eine Nominierung hätte er verdient – vor allem für die grandiosen Schlussszenen, in denen er wie von Panik getrieben wirkt.

Für den Zuschauer ist der Thriller ein mehr als zweistündiges und nervenaufreibendes Hoffen. Darauf, dass die Piraten die "Maersk Alabama" doch nicht entern. Darauf, dass sie das Schiff schnell wieder verlassen. Darauf, dass niemand verletzt wird. Darauf, dass Phillips Tortur endet und er befreit wird.

Endlich.

(RP)
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