Venedig Venedig ehrt Redford und Fonda

Venedig · Die Schauspieler bekommen den Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk bei den Filmfestspielen. Ansonsten gibt es 21 Wettbewerbsfilme und ein Staraufgebot mit George Clooney, Matt Damon, Christoph Waltz und Julianne Moore.

Cannes zeigt vielleicht die anspruchsvolleren Filme, in Venedig tummeln sich dagegen die Stars. Wenn heute die Filmfestspiele in der Lagunenstadt eröffnen, beginnt die Hauptsaison für Autogrammjäger am roten Teppich. Los geht es mit Matt Damon und Christoph Waltz in einer Satire von Alexander Payne ("Sideways", "The Descendants"), die heute die 74. Ausgabe der Filmbiennale eröffnet. Darin lässt sich ein Ergotherapeut (Damon) auf Minigröße schrumpfen, um Ressourcen zu sparen.

Am Samstag präsentiert dann George Clooney seine neue Regiearbeit "Suburbicon" nach einem Drehbuch der Coen-Brüder auf dem renommierten Festival. Darin erzählen die beiden Oscar-Gewinner ("No Country for Old Men") von einer Kleinstadt in den 50er Jahren, in denen ein Verbrechen die Verhältnisse auf den Kopf stellt. Wiederum spielt Matt Damon die Hauptrolle neben Julianne Moore und Oscar Isaac. George Clooney kommt offensichtlich immer gerne an den Lido, nicht erst seit er 2014 hier geheiratet hat. Insgesamt treten 21 Filme im Wettbewerb an, der bis zum 9. September läuft. Neben den USA sind traditionsgemäß Italien und Frankreich stark vertreten.

Ein Highlight erwartet die Besucher am Freitag. Denn dann bekommen Robert Redford und Jane Fonda den Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk. Festivalleiter Alberto Barbera ehrt die beiden Schauspieler nicht nur für ihre Leidenschaft für den Film, sondern auch für ihr politisches Engagement. Anschließend wird ihr neuer gemeinsamer Film - der erste seit "Der elektrische Reiter" aus dem Jahr 1979 - uraufgeführt. In der Netflix-Produktion "Unsere Seelen bei Nacht" nach dem Bestseller von Kent Haruf spielen sie Nachbarn, die versuchen, eine späte Liebe zu entzünden. Barbera hat offensichtlich keine Berührungsängste zu dem Streaming-Anbieter Netflix, den viele als Konkurrenz zum Kino sehen.

"La La Land", "Birdman", "Gravity" - diese Filme erlebten in den vergangenen Jahren in Venedig ihre Premiere, bevor sie den Oscar gewannen. Und so bringen sich sicher auch dieses Jahr einige gewinn-versprechende Kandidaten für die anstehende Oscar-Saison in Stellung. Seinen neuen Film präsentiert Darren Aronofsky, der nach "Black Swan" mit "Mother!" wieder einen Horrorfilm gedreht hat, diesmal mit Jennifer Lawrence, Javier Bardem, Ed Harris und Michelle Pfeiffer. In "The Shape of Water" erzählt Guillermo Del Toro von einer ungewöhnlichen Romanze zwischen einer Stummen (Sally Hawkins) und einer Chimäre.

Ihre Premiere feiern auch Paul Schraders Melodrama "First reformed" (mit Ethan Hawke) und Martin Donaughs "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri", der nicht nur ein Wiedersehen mit Woody Harrelson und Peter Dinklage liefert, sondern auch mit der wunderbaren Frances McDormand ("Fargo"), die länger nicht auf der Leinwand zu sehen war. Mit Spannung erwartet wird der neue Film von Abdellatif Kechiche, der mit "Blau ist eine warme Farbe" 2013 überraschend die Goldene Palme in Cannes gewann und mit seinen lesbischen Liebesszenen für einen kleinen Skandal sorgte.

Deutschland hat keine eigene Produktion im Wettbewerb, ist aber mit zwei Koproduktionen vertreten. Der in Berlin lebende chinesische Künstler Ai Weiwei nimmt zum ersten Mal an einem Filmfestival teil. Er hat einen Dokumentarfilm über Flüchtlinge gedreht und ist dafür durch 23 Länder gereist. Ob er allerdings mit seinen überwältigenden Totalaufnahmen der Menschenströme (wie im ersten Trailer zu sehen) mehr vermitteln kann als Klischees, bleibt abzuwarten. Ebenfalls mit deutschem Geld entstand die Koproduktion "Foxtrot" des Israelis Samuel Maoz.

Eine deutsche Produktion läuft in einer Nebenreihe: "Krieg" nach dem Roman des Wuppertalers (und stellvertretendem WDR-Hörfunk-Chefs) Jochen Rausch. Regisseur Rick Ostermann ("Wolfskinder") hat den Thriller über einen trauernden Vater, der sich rächt, mit Ulrich Matthes und Barbara Auer prominent besetzt verfilmt.

(RP)
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